Die deutsch-türkische Krise wegen des Völkermords an Armeniern 1915 verschärft sich: Nun gibt es Anzeigen wegen "Beleidigung des Türkentums".
Der Streit zwischen Ankara und Berlin über die Armenier-Resolution des deutschen Bundestages droht weiter zu eskalieren: Eine Gruppe türkischer Abgeordneter habe die elf türkischstämmigen Bundestagsabgeordneten, die für die Resolution gestimmt hatten, wegen "Beleidigung des Türkentums und des türkischen Staates" angezeigt, meldete die Zeitung "Hürriyet" am Donnerstag. Präsident Recep Tayyip Erdogan wiederholte seine Beleidigung, die elf Bundestagsabgeordneten hätten "verdorbenes Blut".
In der vorige Woche mit parteiübergreifender Mehrheit verabschiedeten Resolution im Bundestag werden die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915 als Völkermord eingestuft. Erdogan hatte die türkischstämmigen deutschen Abgeordneten um Grünen-Chef Cem Özdemir schon am Wochenende als "verlängerten Arm" der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) geschmäht, deren türkische Herkunft angezweifelt und sogar einen Bluttest gefordert.
Laut Hürriyet fordern die türkischen Abgeordneten, die sich selbst "Kampfverband für Gerechtigkeit" nennen, Ermittlungen der türkischen Staatsanwaltschaft gegen die deutschen "Kollegen". Ob ein Verfahren eröffnet wird, ist nicht klar. Eine Beleidigung des türkischen Staates kann mit Gefängnis bestraft werden.
Erdogan poltert wieder
Erdogan wiederholte bei einer Rede am Mittwochabend seine Schmähungen gegen die deutschen Abgeordneten: "Tauchen nicht manchmal Menschen mit verdorbenem Blut auf? Aber sicher!", sagte er. "Aber unsere Nation wird ihnen die Lektion erteilen, die sie verdienen." Unter den Menschen mit "verdorbenem Blut" seien "Terroristen" und ihre Unterstützer, "und manchmal sind sie Mitglieder des Parlaments in Deutschland, die ihrem eigenen Land Genozid vorwerfen."
(APA)