EM-Eröffnungsspiel. Frankreich strebt gegen ein rumänisches Bollwerk nach dem gelungenen Auftakt. Der Gastgeber hat defensive Sorgen und ein offensives Überangebot.
Paris. Freude und Anspannung bei den französischen Fans sind vor dem heutigen Eröffnungsspiel gegen Rumänien groß, im Stade de France soll für Les Bleus die Heim-EM nicht nur beginnen, sondern im Optimalfall am 10. Juli auch erfolgreich zu Ende gehen. „Sie wollen uns gewinnen sehen“, ist sich Teamchef Didier Deschamps der hohen Erwartungshaltung der Anhänger ebenso bewusst, wie dass die Titelentscheidung nicht zum Auftakt fällt. „Das erste Spiel ist nicht entscheidend, aber es ist wichtig, weil es den Ton des ganzen Turniers angibt.“
Die wahre Stärke der Franzosen ist nach gut zwei Jahren ohne Pflichtspiel schwer einzuschätzen, 14 Siege in 20 Spielen bei nur vier Niederlagen – 2015 gegen Brasilien, Belgien, Albanien und England – lassen die Fans aber hoffen. „Im Vergleich zur WM in Brasilien ist der Abstand zu Deutschland kleiner geworden. Das heißt aber auch, dass immer noch ein Abstand vorhanden ist“, fasste es Deschamps zusammen.
Die Vorbereitung absolvierte Frankreich abgeschottet von der Öffentlichkeit in Clairefontaine. Die Innenverteidigung gilt nach den Ausfällen von Raphael Varane und Jeremy Mathieu als Schwachstelle, gegen Rumänien ist aber ohnehin vor allem die Offensive gefragt. In der EM-Qualifikation erwies sich die Mannschaft von Anghel Iordanescu als echtes Abwehrbollwerk, das gerade einmal zwei Gegentore zuließ.
In der Offensive herrscht bei Frankreich trotz Abwesenheit von Karim Benzema (siehe Artikel oben) ein Überangebot, Deschamps dürfte im 4-3-3 auf Olivier Giroud, flankiert von Antoine Griezmann sowie Dimitri Payet, setzen. Den Jungstars Kingsley Coman, 19, und Anthony Martial, 20, bleibt wohl nur ein Platz auf der Bank. An seiner Spielphilosophie ließ Deschamps keine Zweifel: „Ziel ist es, den Gegner zu beherrschen und sich durchzusetzen. Ich will ein Team, das die Offensive sucht, das Ballbesitz hat, das sich nicht nach dem Gegner ausrichtet.“
Rumänien gefällt sich in der Rolle des Außenseiters. „Frankreich ist uns klar überlegen. Deschamps hat Topspieler, die in der Champions League oder in der Europa League spielen. Wir haben Spieler, die in Rumänien, Bulgarien, Israel und Katar aktiv sind“, sagte Iordanescu. Im letzten EM-Duell 2008 rang Rumänien Frankreich immerhin ein 0:0 ab.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.06.2016)