Nach jahrelangem Hungern erreicht Hilfe belagerte syrische Stadt

Ein Hilfskonvoi der Roten Halbmondes erreicht Daraja.
Ein Hilfskonvoi der Roten Halbmondes erreicht Daraja.APA/AFP/FADI DIRANI
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Ein Hilfskonvoi brachte Essen und Medikamente. Damaskus hat humanitäre Hilfe für 19 belagerte Städte erlaubt. Die UNO zweifelt aber an der Zusage.

Nach jahrelanger Belagerung hat am Donnerstagabend erstmals ein Konvoi mit Nahrungsmittelhilfe die syrische Rebellenhochburg Daraja erreicht. Neun Lastwagen mit Essen und Medikamenten seien in der südöstlich von Damaskus gelegenen Stadt angekommen und wurden noch in der Nacht entladen, sagte der Einsatzleiter des syrischen Roten Halbmonds Tamam Mehres.

Die Hilfsgüter sollten die Versorgung für rund einen Monat sicherstellen. Daraja wird seit 2012 von Regierungstruppen belagert. Es war das erste Mal, dass ein Hilfskonvoi mit Nahrungsmitteln die Stadt mit ihren rund 8.000 Einwohnern erreichen konnte. Die Stadt war eine der ersten, die sich nach Beginn des Aufstands in Syrien gegen die Regierung in Damaskus 2011 erhoben hatte.

Zuvor hatte die UNO am Donnerstag bekannt gegeben, dass die syrische Führung die Erlaubnis erteilt habe, bis Monatsende humanitäre Hilfskonvois in alle 19 belagerten Regionen des Landes fahren zu lassen. Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura hatte dabei allerdings zu bedenken gegeben, dass es derartige Zusicherungen aus Damaskus früher schon gegeben habe, dass sie dann aber nicht eingehalten wurden.

600.000 Menschen in belagerten Regionen

Hilfslieferungen für die syrische Zivilbevölkerung sind weitgehend vom Einverständnis der Regierung in Damaskus abhängig. Der Landweg ist der effizienteste Weg, Hilfsgüter in belagerte Städte zu bringen, doch hatte Damaskus bisher vielfach den Zugang verweigert. In den 19 belagerten Städten und Regionen leben nach UN-Angaben knapp 600.000 Menschen ohne ausreichend Zugang zu Nahrung, Trinkwasser und Medikamenten. Die meisten Gebiete werden von den Regierungstruppen belagert.

Die UNO hatte die syrische Regierung schon mehrfach gebeten, Hilfslieferungen auf dem Landweg zuzulassen. Zuletzt war auch über eine Luftbrücke diskutiert worden. Die Versorgung aus der Luft ist aber vergleichsweise teuer und gefährlich.

(APA/AFP)

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