Die eingeschlossenen syrischen Städte

Viele Städte sind von Belagerungstruppen in Syrien eingeschlossen.
Viele Städte sind von Belagerungstruppen in Syrien eingeschlossen.(c) APA
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Fast 600.000 Syrer leben derzeit unter Belagerung. Um Hilfslieferungen wird gefeilscht, sie sind Teil der Verhandlungen.

Fast 600.000 Menschen leben in Syrien laut den Vereinten Nationen derzeit unter Belagerung. Die meisten der 19 belagerten Städte und Ortschaften sind von den Regierungstruppen umzingelt, ein Großteil davon im Umland der Hauptstadt Damaskus. Doch auch die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) belagert 110.000 Menschen in der östlichen Stadt Deir al-Zor, während gemäßigte Rebellen und die radikale al-Nusra-Front in der Provinz Idlib 20.000 Menschen eingeschlossen haben.

Unter Belagerung der Regierung

Daraya war eine der ersten Städte, die sich im Frühjahr 2011 gegen Machthaber Bashar al-Assad erhoben und im November 2012 eine der ersten Städte, die von der Armee abgeriegelt wurden. Die Stadt liegt nur zehn Kilometer südwestlich von Damaskus und befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Luftwaffenstützpunkts Masse, wo der Geheimdienst der Luftwaffe sein Hauptquartier hat und ein Gefängnis betreibt. Am 1. Juni erlaubte die Regierung erstmals eine Lieferung von Medikamenten, am Freitag nun ließ sie auch Nahrungsmittel zu den rund 8000 hungernden Einwohnern.

Auch die Stadt Muadamiyat al-Sham nahe Daraya sowie die Ortschaften Zamalka, Erbin, Harasta und Duma in der Region Ost-Ghuta im Nordosten von Damaskus liegen unter Belagerung. In Damaskus selbst wird auch das Palästinenserlager Yarmouk, in dem noch immer rund 10.000 Menschen unter katastrophalen Bedingungen leben, von Regierungstruppen belagert.

Besonders schlimm ist die Lage in Zabadani und der benachbarten Stadt Madaya. In der Stadt nahe der Grenze zum Libanon leben seit Monaten mehr als 40.000 Menschen unter Belagerung. Zwischen Anfang Dezember und Ende Jänner verhungerten dort laut Ärzte ohne Grenzen 46 Menschen. Zabadani ist eine der letzten beiden belagerten Ortschaften, in die die Regierung weiter keine Hilfe lässt.

Der andere Ort, für den die Regierung weiter keinerlei Hilfslieferungen erlaubt, ist das Viertel al-Waer der Stadt Homs. In der gleichnamigen Provinz sind zudem die Rebellenstädte Rastan und Talbiseh von der Armee umzingelt.

Unter Belagerung der Rebellen

Die beiden schiitischen Dörfer Foua und Kafarja in der Provinz Idlib werden von islamistischen Rebellen belagert. Diese forderten im Gegenzug für Hilfslieferungen an die eingeschlossenen Bewohner, dass auch Zabadani und Madaya (von der Regierung abgeriegelt) Hilfe erhalten. Im April durften im Rahmen eines Abkommens 250 Menschen Foua und Kafraya verlassen, während genauso viele aus Zabadani und Madaya gelassen wurden. Die Armee beliefert die eingeschlossenen Dörfer aus der Luft mit Hilfsgütern.

Unter Belagerung der Jihadisten

In der östlichen Großstadt Deir al-Zor leben seit Jänner 2015 rund 110.000 Menschen unter Belagerung der Jihadisten. Die IS-Miliz kontrolliert rund zwei Drittel der Stadt und den Großteil der umliegenden Provinz. Seit Anfang April wirft die UNO mit Zustimmung der Regierung über der Stadt Nahrungsmittel ab.

(c) APA

(APA/AFP)

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