Erneut Tränengas gegen Demonstranten in Istanbul

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Mehrere Regierungskritiker wurden in der türkischen Metropole bei Protesten festgenommen. Auslöser war ein Angriff auf Radiohead-Fans am Vorabend.

Die türkische Polizei ist in Istanbul massiv mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Hunderte regierungskritische Demonstranten vorgegangen. Während der stundenlangen Proteste gegen die regierende AKP-Partei riefen sie "Faschisten" und "Mörder". Mehrere Menschen wurden festgenommen. Auslöser war ein Angriff auf Fans der Band Radiohead am Vorabend.

Dabei hatten mehrere Männer ein Musikgeschäft in der Nähe des Taksim-Platzes gestürmt, in dem junge Leute das neue Album der Band gehört hatten. Während der Veranstaltung im für Muslime heiligen Fastenmonat Ramadan sei Alkohol getrunken worden, hieß es zur Begründung des Angriffs. Radiohead verurteilte den Angriff auf den Plattenladen. Es sei ein Akt "gewalttätiger Intoleranz", teilte die britische Rockband am Samstag im Magazin "Rolling Stone" mit.

Gay-Pride-Parade verboten

Der Sender CNN Türk veröffentlichte ein Video, das den Angriff dokumentieren soll. Die Aufnahmen zeigen, wie mehrere Männer unter lauten Rufen ein Plattengeschäft stürmen, Menschen auf die Straße treiben und vor dem Geschäft Möbel umschmeißen. Die Musiker von Radiohead sprachen ihren Fans nach dem Vorfall ihr Mitgefühl aus: "Wir schicken unseren Fans in Istanbul unsere Liebe und Unterstützung", hieß es in der Mitteilung. Die Band hoffe, dass solche Angriffe bald der fernen Vergangenheit angehören würden.

Unterdessen verboten die Behörden unter Hinweis auf die Sicherheitslage eine bis zum Monatsende geplante Gay-Pride-Parade. Islamisten und Rechtsextreme hatten gedroht, die Parade zu verhindern. Vergangenes Jahr war eine ähnliche Kundgebung von der Polizei aufgelöst worden.

(APA/dpa)

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