Wenige Stunden nach der gewaltsamen Auflösung einer Homosexuellen-Demo hat der türkische Präsident die berühmteste Transsexuelle des Landes eingeladen.
Nur Stunden, nachdem Istanbuls Polizei eine Kundgebung für die Rechte Homosexueller gewaltsam aufgelöst hatte, hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan die berühmteste Transsexuelle des Landes zum Fastenbrechen eingeladen: Am Montag veröffentlichte Erdogans Büro ein Foto vom Vorabend, das ihn und seine Frau Emine an einem Tisch mit Schauspielstar Bülent Ersoy zeigt.
Die 64-Jährige gehörte zu den Gästen beim Iftar-Fastenbrechen in Erdoğans Istanbuler Residenz. In ersten Reaktionen mokierten sich Internetnutzer über den Hang des türkischen Präsidenten zu widersprüchlichem Verhalten. Wenige Stunden zuvor war die Polizei gewaltsam gegen Dutzende Anhänger der Homosexuellen-Bewegung vorgegangen, die an einer Demonstration in der Nähe des Taksim-Platzes teilnahmen.
Erst einen Tag zuvor hatte die Polizei in der türkischen Metropole eine Kundgebung gewaltsam aufgelöst, bei der hunderte Menschen gegen die Stürmung eines Plattenladens durch Islamisten protestierten. Diese hatten Kunden und Mitarbeiter des Ladens attackiert, weil sie während des Ramadan Alkohol tranken.
Erdoğan verurteilte die brutale Attacke der Islamisten, gab aber gleichzeitig den Musikfans eine Mitschuld. Beide Seiten seien für den Zwischenfall verantwortlich, sagte er am Montag der Nachrichtenagentur Dogan. Die Anwendung "brutaler Gewalt" sei ebenso verkehrt wie der öffentliche Genuss von Alkohol während des Fastenmonats. Kritiker werfen Erdoğan eine schleichende Islamisierung der Türkei vor.
(APA/AFP)