Ungarn will die EU anrufen, weil die Slowakei Präsident Solyom die Einreise verweigert. Die Beziehungen der Staaten sind am Tiefpunkt. Ungarische und slowakische Politiker „missverstehen“ sich absichtlich.
BRATISLAVA (tha). Die slowakisch-ungarischen Beziehungen sind auf einem Tiefpunkt angelangt. Ungarn will die EU anrufen, weil die Slowakei Präsident Solyom die Einreise verweigert. Das ungarische Staatsoberhaupt wollte der Einweihung einer Statue von König Stephan in Komárno beiwohnen. Den Streit hat angeblich niemand gewollt. Dabei ist die Eskalation verführerisch nützlich für viele Akteure auf beiden Seiten der Donau. Sogar die schlimmsten Brandstifter redeten am Tag danach salbungsvoll von „Gemeinsamkeit“ – und schütteten dann rasch den nächsten Kübel Öl ins Feuer.
„Ich bin überzeugt davon, dass die Mehrheit der Slowaken in den Ungarn keine primären Feinde sieht“, sagte der erst 26 Jahre alte ungarische Abgeordnete zum Europaparlament, Csand Szegedi, am den slowakischen Journalisten in aller Versöhnlichkeit. Beide Völker müssten sich gemeinsam gegen multi-nationale Konzerne stemmen und mit dem Roma-Problem fertig werden, erklärte das Mitglied der rechtsextremen Partei Jobbik in Komárno vor dem Denkmal König Stephans. Im Kontrast zu seinem Gerede von Gemeinsamkeit blockierte seine Truppe für mehrere Stunden den Grenzübergang.
Wettlauf der Radikalen
Auf slowakischer Seite ist die Szenerie nicht sehr viel anders. Die als Juniorpartner des Sozialdemokraten Robert Fico in der Regierung sitzende Slowakische Nationalpartei SNS heizt die antiungarischen Ressentiments an.
Damit lenkt sie einerseits davon ab, dass ihre Minister in den bisher drei Jahren Regierungsbeteiligung vor allem nur durch Finanzskandale aufgefallen sind. Andererseits versucht die SNS damit aber auch den Druck der radikaleren Rechten abzuwehren, der „Slowakische Gemeinschaft“, die gegen „Zigeuner zu Felde zieht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2009)