Museumsdirektor Loewy: „Das ist eine Vertreibungsfantasie“

(c) AP (DIETMAR STIPLOVSEK)
  • Drucken

Hanno Loewy, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, kontert im Gespräch mit der "Presse" der FPÖ. Vorarlbergs FP-Chef Dieter Egger hatte ihn beim Wahlkampfauftakt am Freitag als "Exiljude aus Amerika" bezeichnet.

„Die Presse“: Warum ist die von Vorarlbergs FPÖ-Chef Dieter Egger gewählte Bezeichnung „Exiljude aus Amerika“ so beleidigend für Sie?

Hanno Loewy: Wenn man es ist, wäre nichts dagegen einzuwenden. Aber wenn man keiner ist und der, der das sagt, das weiß, wird es interessant.

Und beleidigend?

Loewy: Das ist nicht das richtige Wort, ich weiß auch gar nicht, ob das klagbar ist. Die Justiz beschäftigt sich doch nicht mit Absurditäten. Um bei den Tatsachen zu bleiben: Ich bin in Frankfurt geborener Jude und lebe in Vorarlberg. Ich bin nicht im Exil, sondern freiwillig und auf Einladung hier. Wenn jemand eindeutig etwas sagt, was nicht stimmt, muss er etwas damit meinen. Also zwingt er uns jetzt darüber nachzudenken, was er meint.

Die Ostküste?

Loewy: Das Ostküstenstereotyp wird wohl mitschwingen. Zumal es in Verbindung mit Geld, also den angeblich hohen Subventionen des Museums, genannt wird.

Ist es denn hochsubventioniert?

Loewy: Im Vergleich zu anderen Museen in Vorarlberg sicher nicht. Wenn man gegen jede Subvention ist, vermutlich schon. Egger sagt aber eigentlich eines: Dieser Jude Hanno Loewy ist keiner von uns. Er gehört weg. Eigentlich schickt er mich ins Exil, das ist eine Vertreibungsfantasie. Das ist ein Wunsch, den er da ausdrückt. Dabei prosteten ihm 400 Leute zu, für die das ein gemeinsamer Wunsch ist. Wobei es ihnen politisch nicht um die paar Juden im Land geht, sondern um die mehrheitlich türkischen Arbeitsmigranten im Land. Das ist für Vorarlberg etwas Neues.

Eggers Aussage hat Sie demnach überrascht?

Loewy: Ja, er lebt auch in Hohenems. Wir laufen uns häufig über den Weg. Trinken manchmal ein Bier auf einer Veranstaltung zusammen. Er hat immer gesagt, die FPÖ in Vorarlberg sei anders als die in Wien. Und: So wie Heinz-Christian Strache spiele er das hier nicht. Hier sei man per Du und sachlich. Eine Woche später stellt er sich vor den Mob und meint, wer nicht Deutsch kann, muss rausgeschmissen werden. Da ist eine Entscheidung gefallen, das liberale Mäntelchen abzulegen.

Sie haben die FPÖ für die Verwendung des Wortes Heimat kritisiert. Ist das so schlimm?

Loewy: Nicht der Begriff Heimat. Ich und meine Mitarbeiter fanden es nur fragwürdig, dass laut FPÖ jemand nur Sozialleistungen bekommen darf, wenn er heimisch ist. Die Entscheidung der ÖVP, nicht mit der FPÖ zu koalieren, finde ich doch beruhigend.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Herbert Sausgruber
Politik

Exiljuden-Sager: Sausgruber schließt Koalition mit FPÖ aus

Vorarlbergs FP-Chef Egger will sich nicht dafür entschuldigen, einen Museumsdirektor als "Exiljuden aus Amerika" bezeichnet zu haben. Die ÖVP will daher nach der Wahl nicht weiter mit der FPÖ zusammenarbeiten.
Kommentare

Opportunismus auf Vorarlbergerisch

Herbert Sausgruber stellt der FPÖ das Ende der Koalition in Aussicht. Das ist ziemlich seltsam.
Im Sucher

Dieter Egger: Nationaler Wolf im liberalen Schafspelz

Dieter Egger, FPÖ-Chef im Ländle, steht nicht länger im Ruf, ohne Ecken und Kanten zu sein.
MICHAEL KOEHLMEIER
Innenpolitik

Loewy und Köhlmeier über Eggers Sager entsetzt

Der Direktor des Jüdischen Museums Hanno Loewy erklärt, er habe FP-Landeschef Egger "eigentlich für schlauer gehalten". Kritik an Egger kommt auch von der SPÖ, den Grünen, und Schriftsteller Michael Köhlmeier.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.