Berlusconis Frau rechnet ab. „Ich war in einer Sackgasse“

(c) AP (Stefano Meluni)
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Veronica Lario, Noch-Gattin des italienischen Premiers, veröffentlicht die angeblich „wahre Geschichte“ über ihr Leben mit Berlusconi.

Es war gerade ein wenig stiller geworden um Silvio Berlusconi. Die Aufregung um das Privatleben des italienischen Premiers, seine fragwürdige Beziehung zu einer 18-jährigen Schülerin, die mitgeschnittenen Telefonate mit einer Prostituierten, die exzessiven, von leicht bekleideten Mädchen begleiteten Partys auf seinem Luxusanwesen auf Sardinien: Die vielen Skandale, die Berlusconi monatelang – ausnahmsweise ungewollte – Schlagzeilen in Italien und der ganzen Welt gebracht hatten, begannen gerade, ein wenig uninteressant zu werden.

Da holt seine Noch-Ehefrau Veronica Lario mitten im Sommerloch zur ganz großen Abrechnung aus: Morgen, Mittwoch, kommt ihre bereits 2004 erschienene Biografie „Tendenza Veronica“ – in Wahrheit ein sehr langes Interview mit der Journalistin Maria Latella – erneut auf den Markt. Mit einem zusätzlichen Kapitel, in dem Lario, wie der Verlag verspricht, „die wahre Geschichte“ erzählt, nach 30Jahren Beziehung, davon 19 Jahre als Ehepaar.

„Ich war in einer Sackgasse“, lautet eines der vorab bekannt gewordenen Zitate aus dem Buch. „Die schwerste Woche“ ihres Lebens sei jene Woche im April gewesen, in der Lario erfuhr, dass ihr 72-jähriger Mann offenbar eine Beziehung zur 18-jährigen Noemi Letizia hatte und sie – ohne Larios Wissen – zu ihrem Geburtstag besucht hatte. Da sei ihr keine andere Wahl geblieben, so Lario, als sich zu trennen. Die an sich medienscheue First Lady warf dem Ministerpräsidenten in aller Öffentlichkeit vor, mit Minderjährigen zu verkehren. (Eine Behauptung, die Berlusconi erst vor wenigen Tagen in einem Interview erneut dementiert hat.)

Anfang Mai gab ihre Anwältin bekannt, dass sich Lario von Berlusconi scheiden lasse werde. Die Medien berichteten dankbar – und brachten eine – angebliche – Affäre nach der anderen ans Tageslicht. Berlusconi und Lario haben seither, wenn man ihren Angaben glauben darf, kein Wort mehr miteinander gewechselt. Warum sie nicht mehr mit ihrem Noch-Ehemann kommuniziere, wird die 52-Jährige in dem Buch gefragt. „Er würde mir nur eine seiner zahlreichen Lügen auftischen – und dieses Mal könnte ich sie nicht ertragen.“

Sie könne, so Lario weiter, „nicht ewig das Kindermädchen für ihn spielen, und inzwischen kann ich ihn auch nicht mehr davor bewahren, sich vor der Welt lächerlich zu machen“. 2004, als das Buch erstmals erschien, hatte das noch ganz anders geklungen. Da las sich die Biografie der Exschauspielerin Lario noch gähnend-brav und mehr oder weniger als Lobeshymne auf ihren Mann. „Ich bin absolut stolz auf ihn, weil er immer das erreicht hat, was er sich wünschte“, sagte sie damals.

Die aktualisierte Version wird Berlusconi wohl weniger schmeicheln. Eben ist er von einem Familienurlaub in seiner pompösen Villa Certosa auf Sardinien zurückgekehrt, den er als große Versöhnung mit seinen drei erwachsenen Kindern Barbara, Eleonora und Luigi, die aus der Ehe mit Lario stammen, inszeniert hat.

Nach Bekanntwerden der Skandale sollen sich die Kinder von ihrem Vater abgewandt haben. Tochter Barbara (24) hat erst vor Kurzem in einem Interview mit dem „Vanity Fair“-Magazin Kritik am Verhalten ihres Vaters geübt. Was dieser in seiner gewohnten Art zurückwies. „Barbara liebt mich, ihre Äußerungen wurden manipuliert.“ Der gemeinsame Urlaub mit Kindern und Enkelkindern sollte das nun unterstreichen.

Wie gesagt: Es war gerade etwas stiller geworden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2009)

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