Frankreich beendet Islands Märchen

Olivier Giroud
Olivier GiroudAPA/AFP (PHILIPPE LOPEZ)
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Der Gastgeber besiegte die Wikinger im Viertelfinale klar mit 5:2 und spielt nun gegen Deutschland um den Finaleinzug.

Sogar der neu gewählte isländische Präsident Gudni Johannesson war angereist, im blauen Trikot im Fansektor wollte er gemeinsam mit zehntausenden Landsleuten das EM-Wunder beschwören. Allein, an diesem Abend sollten im Stade de France die französischen Fans jubeln. Der Gastgeber setzte Islands magischer Reise im Viertelfinale mit einem 5:2-Erfolg ein Ende und spielt am Donnerstag gegen Deutschland um den Einzug ins Finale.

Ein lauter Knall in der Nähe des Stadions hatte wenige Stunden vor dem Anpfiff Erinnerungen an den vergangenen November geweckt und für Aufruhr gesorgt. Die Polizei beruhigte, es handelte sich dabei um eine kontrollierte Sprengung eines Autos im Parkverbot. Es blieb bei einem kleinen Schreckmoment, dem erhofften Fußballfest stand nichts mehr im Wege.

Islands Trainer-Duo setzte zum fünften Mal in Folge auf die gleiche Elf, auf der Gegenseite war Didier Deschamps zu Umstellungen gezwungen. Samuel Umtiti, der für 30 Millionen Euro von Olympique Lyon zum FC Barcelona wechseln soll, ersetzte in der Innenverteidigung den gelbgesperrten Adel Rami und gab sein Nationalteamdebüt. Moussa Sissoko übernahm den Mittelfeldplatz des ebenfalls gesperrten N'Golo Kante.

Erst Pfiffe, dann vier Tore

Mit seinen beherzten, couragierten Auftritten hat Island die Herzen der Fans erobert und auch gegen Frankreich versteckten sich die Wikinger nicht. Sigurdsson verbuchte den ersten Torschuss, nicht mehr als eine Aufwärmübung für Torhüter Lloris (3.). Der Gastgeber schien etwas nervös, der Druck war angesichts des vermeintlich leichten Gegners nicht kleiner geworden. Die hohe Erwartungshaltung zeigte sich auch im Stade de France, ein Abschluss von Payet (8.) genügte den Zuschauern nicht, es waren erste Pfiffe zu hören.

„Les Bleus“ gaben auf dem Platz die Antwort. Nach Zuspiel von Matuidi schloss Giroud aus spitzem Winkel zum 1:0 ab (12.). War der Arsenal-Stürmer nach der Ausbootung von Benzema noch der große Buhmann, jubelten ihm die Fans nun frenetisch zu. Wenig später legte Pogba nach einem Eckball per Kopf nach (19.). Damit waren die Franzosen auch im Kopf befreit und spielten fortan ihre technische Überlegenheit aus.

Island steckte nicht auf und kämpfte aufopferungsvoll, blieb jedoch harmlos. Im Gegensatz zu Österreich und England ging diesmal auch der Einwurf-Trick nicht auf, Umtiti rettete in letzter Sekunde (25.). Vielmehr machte Frankreich mit einem Doppelschlag vor der Pause alles klar – und die letzten isländischen Hoffnungen zunichte: Payet traf mit einem platzierten Schuss (43.), Griezmann erhöhte nach einem Lochpass mit einem schönen Heber auf 4:0 (45.).

Ehrentore und Abschiedsapplaus

Nach der Pause schaltete Frankreich zurück, in den Köpfen spukte wohl schon das Duell mit Deutschland herum. Die Isländer gaben nicht auf, angetrieben von ihren Fans drängten sie auf das Ehrentor, das Sigthorsson nach schöner Aktion gelang (56.). Der Vier-Tore-Vorsprung war jedoch fast umgehend wieder hergestellt, Giroud köpfelte nach einem Freistoß ein (59.). Den Schlusspunkt zum 2:5-Endstand setzte Bjarnason (84.). Trotz des bitteren Endes blickt Island auf ein eindrucksvolles EM-Debüt zurück und wurde mit verdientem Applaus verabschiedet.

(swi)

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