Island nach EM-Aus: "Werden stärker zurückkommen"

Island und Fans
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Die Wikinger haderten nach der 2:5-Niederlage gegen Frankreich mit den eigenen Fehlern, wurden aber von den Fans gefeiert.

Islands Sommermärchen bei der Fußball-EM ist seit Sonntag vorbei. Gastgeber Frankreich entzauberte mit einem 5:2 im Viertelfinale die Sensationself aus dem hohen Norden. Trübsal blasen wollte man in den Reihen der Isländer nicht, auch wenn der scheidende Trainer Lars Lagerbäck ein wenig Selbstkritik übte. "Wir haben unser Hirn nicht eingeschaltet", meinte der Schwede über die erste Spielhälfte.

Die rund 15.000 isländischen Fans - knapp fünf Prozent der heimischen Bevölkerung - feierten ihre Helden dennoch noch weit nach Schlusspfiff im Stade de France. Auf dem Feld durften sich ihre Landsleute nach einem 0:4-Pausenrückstand immerhin bei Toren von Kolbeinn Sigthorsson (56.) und Birkir Bjarnason (84.) etwas freuen. "Die erste Spielhälfte war furchtbar. Wir haben uns gesagt, dass wir das Turnier so nicht verlassen können und zumindest unser Gesicht gewahrt", sagte Kapitän Aron Gunnarsson.

Am Montagnachmittag wollte die Überraschungsmannschaft der EM die Heimreise nach Reykjavik antreten, dort war ein Empfang für das Team geplant. Zehntausende Fans in blauen Trikots hatten das Viertelfinale auf einer riesigen Leinwand auf dem Hügel Arnarholl in der Hauptstadt verfolgt. Nur wenige Enttäuschte gingen schon zur Pause. Die Tore in der zweiten Spielhälfte wurden lautstark bejubelt.

Welle der Begeisterung

Die mit 330.000 Einwohnern kleinste Nation, die jemals an einer Endrunde teilgenommen hat, hatte mit ihren Auftritten nicht nur in der Heimat, sondern auf dem ganzen Kontinent eine Welle der Begeisterung ausgelöst. Weniger mit ihren spielerischen Mitteln, dafür mit Kampfgeist und Teamgeist eroberten Gunnarsson und Co. die Herzen der Fans. Der 2:1 im Achtelfinale gegen England war das Highlight für Island, das sich in der Gruppe zuvor auch gegen Österreich durchgesetzt hatte.

Der isländische Fußballverband twitterte nach dem Spiel: "Wir werden stärker zurückkommen." Dies ist das erklärte Ziel der Nordmänner, sie wollen kontinuierlich auf der großen Bühne zugegen sein. "Wir können jetzt nicht aufhören. Wir haben diese Erfahrung gemacht und wir wollen sie wieder haben", sagte Gunnarsson, der sich nach dem finalen "Huh"-Schrei in der Fankurve eine Träne aus den Augen gewischt hatte.

In der Kabine verabschiedete sich Trainer Lagerbäck von der Mannschaft. Der Schwede gibt die alleinige Verantwortung wie schon vor dem Turnier verabredet an den gleichberechtigte Coach Heimir Hallgrimsson ab. Auch der schon weit gereiste Lagerbäck schwärmte von einem "fantastischen Turnier" und einer auch für ihn "wunderbaren Reise". Es sei ein Privileg gewesen, für diese Mannschaft zu arbeiten, meinte der 67-Jährige, der den Posten seit 2011 innehatte.

Lagerbäck: "Haben dumme Fehler gemacht"

Ein wenig ärgerte Lagerbäck dennoch der Auftritt in den ersten 45 Minuten. "Wir waren nicht schnell genug, Entscheidungen zu treffen. Wir haben dumme Fehler gemacht, und uns nicht in Normalform präsentiert." Bereits nach 20 Minuten lag Frankreich nach Toren von Olivier Giroud (12.) und Paul Pogba (20.) mit 2:0 voran, kurz vor der Pause folgte ein Doppelschlag der Hausherren durch Dimitri Payet (43.) und Antoine Griezmann (45.).

Auf Islands EM-Helden wartet nun der Urlaub. Danach geht es zurück zu den Vereinen, die noch Odense BK, Hammarby IF oder Charlton Athletic heißen. "Ich wäre überrascht, wenn nicht viele isländische Spieler jetzt zu größeren Klubs gehen", sagte Hallgrimsson. Wechselspieler Arnor Ingvi Traustason, der es auf einen EM-Treffer im Spiel gegen Österreich brachte, hatte bereits vor der EM beim SK Rapid unterschrieben.

Hallgrimsson will die Mannschaft nun auch erfolgreich durch die Qualifikation für die WM 2018 führen. Bei einer Weltmeisterschaft war das Land noch nie vertreten. Leicht werde der Sprung nach Russland aber nicht, betonte der 49-jährige Hallgrimsson. In der Gruppe mit Kroatien, der Ukraine, der Türkei, Finnland und dem Kosovo schafft nur der Erste die sichere Qualifikation.

(APA/AFP/dpa)

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