Chelsea Clinton ist zur wichtigen Wahlhelferin herangereift.
Meine Mutter, meine Heldin, unsere nächste Präsidentin.“ So präsentierte Chelsea Clinton nach einer zwölfminutigen Eloge in Philadelphia ihre „Mom“. Die 36-jährige Mutter zweier Kleinkinder ist zur wichtigen Wahlhelferin herangereift, gerade für eine skeptische jüngere Generation – so wie übrigens ihre Freundin Ivanka für ihren „Dad“, Donald Trump.
In ihrer Hommage zeichnete sie ein intimes Porträt einer Mutter, die „immer für mich da gewesen ist“ – beim Fußballmatch, beim Klavierspiel, beim Ballett, bei Heimabenden mit der Jane-Austen-Serie „Stolz und Vorurteil“. Sie sei ihr „Role Model“, ihr Vorbild als Mutter und engagierte Frau. Bill und Chelsea – benannt nach einem Joni-Mitchell-Song – ließen Hillary Clinton in all ihren Facetten erstrahlen: als liebevolle Mutter, die ihre Tochter als Studentin im kalifornischen Stanford nur ungern aus ihren Fittichen entlässt, und als Oma, die via Facetime-Funktion ihres Handys mit Charlotte, ihrer bald zweijährigen Enkelin, plaudert.
Für die Amerikaner war der Auftritt Chelseas ein Wiedersehen mit jenem Teenager, der vor mehr als 23 Jahren als „Energy“, ein Deckname des Secret Service, ins Weiße Haus einzog – als Dritte im Bunde des Clinton-Clans, die am Höhepunkt der Lewinsky-Affäre die Spannungen zwischen ihren Eltern auszutarieren hatte. Sonst schirmten sie sie von der Öffentlichkeit ab – bis hin zu ihrer pompösen Hochzeit vor sechs Jahren in Rhinebeck, im New Yorker Hudson Valley.
Dabei versuchte sich Chelsea nach ihrem Studium in Stanford, Columbia und Oxford, das sie mit einem Doktortitel in Politikwissenschaften abschloss, kurz sogar als Reporterin des TV-Senders NBC. Als Repräsentantin der Clinton-Stiftung stieg sie ins Familienbusiness ein – und fand ihre Rolle. (vier)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2016)