Erste Früchte des Tauwetters: Geheimdienste wollen im Antiterrorkampf zusammenarbeiten.
Ankara/Moskau. Seit fünf Jahren stehen sie auf verschiedenen Seiten der Fronten im syrischen Bürgerkrieg. Während die Türkei den syrischen Präsidenten, Bashar al-Assad, stürzen will, unterstützt Russland seinen Verbündeten in Damaskus mit einer offenen Militärintervention. Doch nun suchen die beiden Regionalmächte den Schulterschluss gegen einen gemeinsamen Feind: die Terrormiliz IS. Der türkische Außenminister rief zum geeinten Kampf gegen die Jihadisten auf. Vertreter des türkischen Geheimdiensts, der Armee und des Außenamts hielten sich derzeit in Moskau auf, um Details der Zusammenarbeit zu besprechen, sagte Mevlüt Cavusoğlu im Interview mit dem Fernsehsender NTV.
Ziehen die Türkei und Russland künftig in Syrien an einem Strang? Das wäre vermutlich zu viel erwartet. Doch beide Staaten sind offenbar bemüht, ihr diplomatisches Tauwetter auszuweiten. Am Dienstag hatten sich die Präsidenten Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdoğan bei einem Treffen in St. Petersburg ausgesöhnt. Die Beziehungen waren schwer angeschlagen, seit die türkische Luftwaffe im November einen russischen Kampfjet im syrischen Grenzgebiet abgeschossen hatte.
Sofia liefert Gülenisten aus
Die türkische Führung macht inzwischen weiter Jagd auf die Gülen-Bewegung, der sie vorwirft, den gescheiterten Putsch vom 15. Juli organisiert zu haben. In Bulgarien fand Ankara offenbar Gehör. Das bulgarische Innenministerium lieferte nun den Gülen-Anhänger und Geschäftsmann Abdullah Büyük an Ankara aus.
Die Säuberungen betreffen auch das Außenministerium. Nach Auskunft von Cavusoğlu sind mehrere Diplomaten auf der Flucht. Zwei türkische Militärattachés hätten sich aus Griechenland nach Italien abgesetzt, zwei Beamte aus Bangladesch nach New York. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2016)