ORF-Wahl: Grasl will Gebührenerhöhung noch durchbringen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Obwohl er Alexander Wrabetz in der Wahl des ORF-Generaldirektors unterlag, will Richard Grasl "seine" Stiftungsräte von der Notwendigkeit einer Gebührenerhöhung überzeugen.

Trotz seiner Niederlage bei der ORF-Wahl will Richard Grasl noch mithelfen, bis Jahresende eine Gebührenerhöhung im ORF-Stiftungsrat durchzubringen. Dies erklärte der von der ÖVP unterstützte ORF-Finanzdirektor, dessen Vertrag im Dezember ausläuft, gegenüber dem Wirtschaftsmagazin "trend". Grasl hält eine Erhöhung aus wirtschaftlichen Gründen für notwendig.

Laut ORF-Gesetz muss der öffentlich-rechtliche Sender alle fünf Jahre prüfen, ob es zu einer Anpassung der ORF-Gebühren kommt. Die vorerst letzte Anhebung fand 2012 statt. Die Inflation ist seit damals um 10,5 Prozent gestiegen, ein entsprechend hoher Gebührenantrag steht für den Herbst deshalb im Raum. Der alte neue ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz wollte sich in der Frage bisher nicht festlegen. Eine Erhöhung sei "im Interesse des Unternehmens und seiner Mitarbeiter", sagte Grasl nun dem "trend".

Entscheidung trifft der Stiftungsrat

Politiker quer durch die Lager hatten zuletzt Kritik an einer möglichen Erhöhung geübt. Die Entscheidung darüber trifft freilich der 35-köpfige ORF-Stiftungsrat. Dort erreichte der von der SPÖ favorisierte Wrabetz bei seiner Wiederbestellung eine knappe Mehrheit von 18 Stimmen, darunter vier Belegschaftsvertreter. Die Betriebsräte sind bei einem Votum über die Gebührenfestlegung allerdings laut Gesetz nicht stimmberechtigt.

Wrabetz bräuchte für eine Gebührenerhöhung also die Stimmen der Grasl-Unterstützer. Oder wie es Grasl erklärt: "Die Mehrheit im Stiftungsrat ist in dieser Frage ja keineswegs eindeutig." Der Finanzdirektor will jedenfalls auf "seine" Partei einwirken und mithelfen, "den Stiftungsrat von der Notwendigkeit einer Gebührenerhöhung zu überzeugen".

Geht Grasl zur Mediaprint?

Was der Kaufmännische Direktor nach seinem Ausscheiden aus dem ORF macht, lässt er offen. Der "trend" spekuliert über einen Job in der Geschäftsführung der Mediaprint ("Kronen Zeitung" und "Kurier"), auch private österreichische TV-Sender seien demnach eine mögliche Adresse, ein Wechsel in die Glücksspielbranche ebenfalls nicht ausgeschlossen.

Unerwartete nachträglich Unterstützung bekam Grasl unterdessen vom SPÖ-nahen Gerhard Zeiler. Der frühere ORF-General und Präsident von Turner Broadcasting International lobte im aktuellen "profil" Grasls Bewerbungskonzept und übte gleichzeitig Kritik an jenem von Wrabetz.

Punkto organisatorischer Struktur fand Zeiler Grasls Konzept jedenfalls besser: "Mir erscheinen eigene Direktoren für Fernsehen, Radio und Digitales sinnvoller als eine Organisationsstruktur, bei der alle Channel-Manager automatisch dem Generaldirektor berichten. Ich kenne keinen einzigen Fernsehsender auf der Welt, in dem der Generaldirektor nicht nur für Strategie verantwortlich ist, sondern auch sein eigener Programmintendant für alle Fernseh-, Radio-, und Digitalangelegenheiten ist. Das kann jeden nur überfordern. Selbst ich würde mir das nicht zutrauen."

Frühstücksfernsehen "geht günstiger"

Der Medienmanager äußerte auch einen konkreten Sparvorschlag. "Ich würde mir zumindest die Frage stellen, ob es sinnvoll ist, fünf Millionen Euro für ein Frühstücksfernsehen auszugeben. Das geht günstiger, wenn man es im Studio produziert. Und generell: Ist Frühstücksfernsehen wirklich eine Priorität der österreichischen Konsumenten? Wenn man sich an den Bedürfnissen der Konsumenten orientiert, gibt es viel zum Umschichten. Da sollte man vor Tabus nicht zurückschrecken - und auch nicht davor, manchmal seine eigenen Entscheidungen zu revidieren", so Zeiler im "profil".

(APA)

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