Trump legt sich mit US-Geheimdiensten an

Republican U.S. presidential nominee Donald Trump greets supporters during a campaign rally at the Silver Spurs Arena in Kissimmee, Florida
Republican U.S. presidential nominee Donald Trump greets supporters during a campaign rally at the Silver Spurs Arena in Kissimmee, FloridaREUTERS
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Der republikanische Kandidat nennt die Abwehrdienste unmittelbar vor seinem ersten geheimen Briefing „katastrophal“.

Washington. Sollte Donald Trump Präsident der USA werden, wird er sich um die Versöhnung mit seinen eigenen Geheimdiensten bemühen müssen. Das Verhältnis zwischen dem republikanischen Kandidaten und den Mitarbeitern von CIA, NSA, dem Büro des Direktors für Nationale Sicherheit und diversen sonstigen Teilen des Sicherheitsapparates ist von bisher noch nie dagewesenem gegenseitigen Misstrauen geprägt.

Trump erklärte in einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview auf Fox News auf die Frage, ob er den geheimdienstlichen Akten vertraue, die ihm nur wenige Stunden später im Rahmen eines vertraulichen Briefings erstmals vorgelegt werden sollten, dies: „Nicht so sehr den Leuten, die das für unser Land tun. Ich meine, schauen Sie sich an, was in den letzten zehn Jahren passiert ist. Das war eine Katastrophe.“

Problematische Nähe zu Putin

Was genau Trump am Mittwochnachmittag in einem abhörsicheren Raum der Bundespolizei FBI in Manhattan von den Geheimdienstmitarbeitern über die globale Bedrohungslage erfahren hat, bleibt vorerst geheim. Trump hielt sich nach Verlassen des Gebäudes an sein Schweigegebot. Auch seine Begleiter Chris Christie, Gouverneur von New Jersey und früherer Staatsanwalt, und Michael Flynn, Generalleutnant im Ruhestand und bis 2014 Direktor des US-Militärnachrichtendienstes, blieben stumm.

Trumps Geringschätzung der Geheimdienste in einem Fernsehinterview mag im Wirbel des Wahlkampfs schnell vergessen werden, seine erratischen Aussagen über militärische Angelegenheiten und den Umgang mit dem Terrorismus hingegen verstören sie ernsthaft. „Das Abschlachten ganzer Familien von Terroristen: Das versteht man als Kriegsverbrechen“, sagte ein Offizier des Militärgeheimdienstes dieser Tage zum Nachrichtenmagazin „Politico“. „Emotional mag das befriedigend sein, aber wie sehr man auch alles niederbrennen will, verstehen die Menschen dennoch den Unterschied zwischen richtig und falsch.“ Mehrere andere in diesem Bereich tätige Offiziere und Beamte sprachen von einer Stimmung der Angst vor einem möglichen, wenn auch angesichts sehr schlechter Umfragewerte derzeit unwahrscheinlichen Sieg von Trump. Besonders problematisch ist Flynns Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin. Voriges Jahr saßen die beiden bei der Zehn-Jahres-Gala des Kreml-Propagandasenders RT nebeneinander. Für ein Interview mit RT ließ Flynn sich bezahlen. „Ich bekomme so viel bezahlt“, sagte er zur „Washington Post“. Flynn hat die höchste Sicherheitsfreigabe, die ihm den Zutritt zu Amtsgebäuden der Abwehr- und Aufklärungsdienste ermöglicht. Angesichts der vom Kreml lancierten Hackerangriffe auf Trumps Gegnerin Hillary Clinton und ihre Partei mehrt sich die Kritik an Flynn.

Neuer, radikaler Wahlkampfleiter

Entgegen der Empfehlung wohlmeinender Beobachter, seinen Ton zu mäßigen und sich präsidentieller zu geben, dürfte Trump zweieinhalb Monate vor der Wahl die Gangart verschärfen. Er setzte den Chef der rechtspopulistischen Website Breitbart News Stephen Bannon als neuen Kampagnenchef ein. Andew Breitbart, der 2012 verstorbene Gründer, nannte den früheren Goldman-Sachs-Banker einst lobend „die Leni Riefenstahl der Tea-Party-Bewegung“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2016)

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