Beim G-20-Gipfel überlässt China nichts dem Zufall

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Im ostchinesischen Hangzhou hat das G-20-Treffen begonnen. Viele Staats-und Regierungschefs fuhren in "Roter Fahne" vor. Für einen blauen Himmel wurden Fabriken geschlossen.

Zum Auftakt des G-20-Gipfels im chinesischen Hangzhou sind die meisten Staats- und Regierungschefs am Sonntag mit chinesischen Staatskarossen vorgefahren. Besonderes Erkennungszeichen ist die Darstellung einer roten Flagge auf der Kühlerhaube. Im Gegensatz zur deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel entschieden sich nicht alle Gäste für das kommunistische Traditions-Auto: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zog etwa einen Mercedes vor. Barack Obama brachte, wie bei Auslandsreisen des US-Präsidenten üblich, seine eigene Limousine "The Beast" mit.

Für China ist das G-20-Treffen mit Dutzenden Staats- und Regierungschefs sowie tausenden Delegationsmitgliedern und Journalisten aus aller Welt so wichtig, weil China noch nie einen so großen Gipfel ausrichtete. Man will einen prominenteren Platz auf der Bühne der Mächtigen.

Fabriken für blauen Himmel geschlossen

Als Gipfelort wurde das geschichtsträchtige Hangzhou ausgewählt, das schon vor Jahrhunderten eine Millionen-Metropole war und angeblich bereits von Marco Polo als "schönste Stadt der Welt" gelobt wurde. Die Region ist zudem wegen ihrer malerischen, von Inseln durchzogenen Seenlandschaft bekannt.

Damit sich über all dem auch ein blauer Himmel wölbt, mussten bestimmte Fabriken in einem Umkreis von 300 Kilometern schon vor Tagen schließen. Die Einwohner wurden aufgefordert, ihre Freizeit außerhalb der Stadt zu verbringen, um Staus zu verringern.

Zum Auftakt wollen die Politiker über Maßnahmen gegen die weltweite Konjunkturflaute beraten. Am Rande des zweitägigen Gipfels halten die Staats- und Regierungschefs zahlreiche separate Treffen ab. Dabei stehen drängende politische Fragen wie die Konflikte in Syrien und der Ostukraine im Mittelpunkt.

Diplomatischer Eklat auf Flughafen

Wenige Stunden vor dem Auftakt hatte es sichtbare diplomatische Unstimmigkeiten zwischen China und den USA gegeben. US-Präsident Barack Obama konnte sein Flugzeug nach der Ankunft nur durch die „Hintertür“ verlassen. Als seine Sicherheitsberaterin sich Obama nähern wollte, wurde sie von einem chinesischen Sicherheitsmann angeschrien, dies sei chinesisches Land und ein chinesischer Flughafen. Obama hatte Peking wegen China-kritischer Aussagen zum Streit um Inseln im Südchinesischen Meer verärgert.

(Ag/Red.)

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