Immer mehr Schweizer Firmen bunkern Bargeldberge

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Bis zu 500 Mio. Franken in bar bewahren manche Unternehmen in Lagern auf. Das Geschäft mit Bargeld-Versicherungen nimmt an Fahrt auf.

Negativzinsen gehören in der Schweiz mittlerweile zum Alltag. Anfang 2015 führte sie die Schweizerische Nationalbank (SNB) ein, wenig später gaben die ersten Banken den Strafzins an Kunden weiter. Die SNB selbst sieht nach eigenen Angaben keine Belege für ein breites Horten von Bargeld in der Schweiz, Versicherungsunternehmen sehen das allerdings anders. Mehrere Firmen bestätigen im Gespräch mit Schweizer Medien und der Nachrichtenagentur Bloomberg eine erhöhte Nachfrage nach Bargeld-Versicherung. "Aufgrund des tiefen Zins-Niveaus stellen wir eine höhere Nachfrage nach Versicherungslösungen für das Einlagern von Bargeld fest", sagt etwa Philipp Surholt von der Zurich Insurance Group. "Die angefragten Versicherungssummen bewegen sich im Rahmen von 100 bis 500 Millionen Franken." Benutzt werden offenbar auch frühere Armeebunker, die Firmen zur Sicherung von Daten betreiben.

Auch Roberto Brunazzi, Sprecher von Baloise Holding AG, berichtete, dass sein Unternehmen seit langem derartige Policen anbietet, "doch es hat einen merklichen Anstieg gegeben und jetzt wird es alltäglich".

1000 Franken (912 Euro) pro Jahr, um eine Million Franken zu versichern. Das ist nur ein Bruchteil jener 7500 Franken, die ein Unternehmen für das Parken desselben Betrags pro Jahr bei einer Bank zahlen würde - vorausgesetzt, die Bank reicht die vollen Kosten weiter. Doch die Summe beinhaltet nicht die Logistik-Kosten wie etwa den Transport sowie Sicherheitsvorkehrungen wie verstärkte Wände, Wachmänner und Alarmsysteme.

"Einige setzen auf Tarnung"

Das Festhalten der Schweiz an Banknoten mit hohem Nennwert trägt zum Anreiz des Selbstlagerung von Barmitteln bei: Wie der "Tagesanzeiger" ausgerechnet hat, passen 100 Millionen Franken (in 1000-Franken-Scheinen) in vier Bananenschachteln. Und: Ein Kilo Bargeld ist um einiges wertvoller als ein Kilo Gold. Gegenüber der Zeitung spricht Daniel Meier von Axa-Winterthur von einer "sehr grossen Bandbreite", was die Lagerstätten betrifft. "Einige setzen auf Tarnung und lagern Bargeld dort, wo es niemand vermutet. Andere bevorzugen die klassischen Präventionsmodelle, wo Alarmanlagen, massive Verbauungen und ständige, nahe Eingreiftruppen eine wichtige Rolle spielen."

"Verbraucher werden bislang von den negativen Zinsen verschont", sagte Oliver Adler, Volkswirt der Credit Suisse, unlängst in einem Interview mit Bloomberg Television. "Große institutionelle Investoren mussten zahlen. Aber im Gesamtkontext ist es nicht dramatisch."

Zinssitzung am Donnerstag

Die SNB versucht mit den Negativzinsen die Aufwertung des Franken zu begrenzen. Doch negative Zinsen entwickeln Nebeneffekte, welche über einen längeren Zeitraum die Vorteile aufwiegen können. Das Risiko beschäftigt möglicherweise die SNB-Währungshüter, wenn sie sich am Donnerstag zur Beurteilung der geldpolitischen Lage treffen. Volkswirte erwarten, dass sie den Zinssatz bei minus 0,75 Prozent belassen werden - das niedrigste Niveau unter allen wichtigen Notenbanken.

>>> Bericht auf "Tagesanzeiger.ch"

(Bloomberg/Red.)

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