Österreichs Meister enttäuscht beim 1:3 in Gelsenkirchen, die Aufstiegschancen in der Europa League sind nur noch gering.
Fußball besteht nicht nur aus Toren und Paraden, Siegen und Enttäuschungen, das Spiel ist ein Stück weit auch Psychologie. Wer wie der FC Schalke 04 mit fünf Niederlagen in die Bundesligasaison startet, der ist in seinem Tun hochgradig verunsichert. Die Angst vor der dem nächsten Rückschlag ist meist größer als die Zuversicht, der Misere ein baldiges Ende zu bereiten. Salzburg-Trainer Oscar Garcia hatte vor dem Gastspiel in Gelsenkirchen am zweiten Europa-League-Spieltag Schalke trotz Krise zum „klaren Favoriten“ erklärt. Der Spanier wollte so den Druck auf den Gegner erhöhen und seine Mannschaft zugleich entlasten, auch das ist Psychologie.
Wie erwartet strotzten die Gastgeber in der mit 50.000 Fans gefüllten Veltins-Arena nicht vor Selbstvertrauen, sie agierten zunächst zaghaft, waren primär darauf bedacht, keine folgenschweren Fehler zu begehen. Salzburg, selbst auf der Suche nach der Form alter Tage, fehlte der Mut, um aus den Gegebenheiten Kapitel zu schlagen. Mit der ersten echten Chance des Spiels ging Schalke in der 15. Minute in Führung: Kolasinacs Hereingabe fand in der Mitte Goretzka, der Walke mit dem Nachschuss bezwang.
Schalkes Krise war damit freilich nicht beendet, in den vergangenen beiden Bundesligaspielen hatte man trotz 1:0-Führung stets noch verloren.
Enttäuschende Salzburger
Salzburg aber war ein willkommener Kontrahent, weil es Österreichs Meister an Engagement, Aggressivität und dem so wichtigen Glauben an Erfolg fehlte. Die Garcia-Elf machte es Schalke viel zu einfach, das 0:2 diente als Sinnbild: Eine gedachte Flanke von Höwedes fälschte Caleta-Car ins eigene Tor ab, weil Walke dieses bereits verlassen hatte (47.). Salzburg wurde nur ein einziges Mal nach einem Solo von Lainer gefährlich (55.), ansonsten überließ man den Deutschen das Spiel. Erst nach einigen weiteren Möglichkeiten der Schalker, unter anderem durch den starken Schöpf, und dem 0:3 durch Naldo (58.) erwachte Salzburg und entdeckte plötzlich in Ansätzen die Offensive für sich. Soriano verkürzte auf 1:3 (72.), Berisha scheiterte kläglich (79.).
Weil Krasnodar im Parallelspiel Nizza mit 5:2 besiegte und wie Schalke nach zwei Spielen bei sechs Punkten hält, steht Salzburg im Heimspiel gegen die Franzosen (20. Oktober) unter Siegzwang, will man die Aufstiegschance wahren.
("Die Presse", Print-Augabe 30.09.2016)