Heta: Das Anleihen-Karussell startet

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Am Mittwoch wurden die Heta-Anleihen von Kärnten gegen neue Zero-Bonds getauscht. Der Großteil davon wird bald wieder zurückgekauft werden. Das sorgt für Kosten - und Kritik.

Wien. Seit gestern, Mittwoch, ist Kärnten sein Haftungsproblem auch de facto los. Denn seit diesem Tag sind die vom Land garantierten Anleihen der Hypo-Bad-Bank Heta im Besitz des Kärntner Ausgleichszahlungsfonds (KAF). Das ist jenes Vehikel, das von Land und Finanzministerium geschaffen wurde, um den Rückkauf der Heta-Anleihen zu organisieren. Wie berichtet, wurde dieser ja von 98,71 Prozent der Gläubiger angenommen.

Geld ist bisher allerdings nur in sehr geringem Maße geflossen. Denn nur wenige der Gläubiger haben das Cash-Angebot des KAF angenommen, die Anleihen zu 75 Prozent des Nominalwertes zurückzugeben. Der Großteil entschied sich für den Tausch in eine neu ausgegebene Nullkupon-Anleihe (Zero-Bond). Diese unverzinsten Papiere haben eine Laufzeit bis zum Jahr 2032 und sollen dann 100 Prozent des Nominalwertes abwerfen.

Doch auch diese Variante wird nur für einen geringen Prozentsatz der Gläubiger infrage kommen. Sogar im Finanzministerium rechnet man damit, dass wohl etwa 90 Prozent die dritte Option wählen werden: die Möglichkeit, die Zero-Bonds nach Ablauf einer Behaltefrist von 50 Tagen für den Barwert (derzeit etwa 90 Prozent) an den KAF zurückzuverkaufen. Darauf deutet auch die Änderung des Emissionplans der Bundesfinanzierungsagentur OeBFA hin, die dem KAF das Geld für diesen Rückkauf vorstrecken würde. Diese erklärte Anfang der Woche, mit einem zusätzlichen Emissionvolumen von 9,3 Mrd. Euro zu planen.

Gutes Geschäft für Banken

Für die den Deal betreuenden Investmentbanken JP Morgan und Citigroup bedeutet dieses Anleihen-Ringelspiel ein gutes Geschäft. Denn auch wenn viele Gläubiger die Papiere nur für wenige Wochen halten werden, müssen sie diese mittels Zinsswaps gegen eine Veränderung der Zinslandschaft absichern. Bei JP Morgan sollen bereits Ende der Vorwoche Swaps im Ausmaß eines einstelligen Milliardenbetrags abgeschlossen worden sein.

Die meisten größeren Gläubiger nehmen dies als Teil des mit Finanzminister Hans Jörg Schelling getroffenen Vergleichs hin. Vertreter einiger kleinerer Gläubiger machten am Mittwoch jedoch ihrem Ärger Luft. Sie kritisieren, dass durch die komplexe Struktur unnötige Kosten geschaffen wurden. In Summe würde das Ganze einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag ausmachen, heißt es. Anfallen würden diese Kosten sowohl aufseiten der Gläubiger als auch beim Finanzministerium.

Ein Vorwurf, den man im Finanzministerium zurückweist. Die gesamte Abwicklung des Anleihen-Rückkaufes würde für die Republik zwar Kosten in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags verursachen, heißt es. Die Kosten für die Steuerzahler wären aber nur unwesentlich geringer ausgefallen, wenn man statt des Anleihentauschs samt Rückkaufoption sofort mehr Bargeld geboten hätte. Für die Berechnung der Investmentbank-Gebühren sei nämlich das gesamte Volumen der Transaktion entscheidend. Und professionelle Beratung sei aufgrund der Komplexität notwendig gewesen. Dass das Anleihen-Karussell den Gläubigern zusätzliche Kosten beschert, sieht man im Ministerium entspannt.

Manche nahmen auch nur 75

Die vielen angebotenen Optionen seien zudem notwendig gewesen, damit man „so viele Gläubiger wie möglich ins Boot holt“, heißt es weiter. Und hätte man sofort mehr Geld – also die von den Gläubigern von Anfang an geforderten und schlussendlich nun erhaltenen 90 Prozent – geboten, dann wäre es teurer gekommen. Einige Gläubiger, beheimatet etwa auf den Kaimaninseln, hätten sich nämlich mit 75 Prozent zufriedengegeben.

Allerdings hat die komplexe Struktur auch für Schelling einen Vorteil. Er kann offiziell darauf beharren, nicht nachgegeben zu haben. Laut ihm ist das im März noch abgelehnte Angebot ja „unverändert, wenn man von der Laufzeit absieht“, wie er Anfang September im ORF-Radio sagte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2016)

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