Deutsche Bank: Ende für US-Investmentbanking?

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Bilder des Tages Logo an der Zentrale der Deutsche n Bank im Bankenviertel n Frankfurt mit dunklen(c) imago/Ralph Peters (imago stock&people)
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Im Zuge der Verhandlungen um eine Strafzahlung mit dem US-Justizministerium könnte die Deutsche Bank einen teilweisen Rückzug aus den USA planen. Betroffen wäre vor allem das spekulative Investmentbanking.

Berlin. Die Deutsche Bank erwägt Insidern zufolge, sich aus dem Investmentbanking in den USA stärker zurückzuziehen. Die größte deutsche Bank rechne gerade durch, ob sich das Geschäft dort – wie in anderen Auslandsmärkten – unter dem Strich noch lohne, sagten zwei mit den Überlegungen vertraute Personen am Samstag der Nachrichtenagentur Reuters. Denkbar sei etwa, dass das Geldhaus deutsche Unternehmen weiter an den Kapitalmärkten in den USA begleite, nicht aber amerikanische Firmen, erklärte einer von ihnen. Darüber sei grundsätzlich auch im Aufsichtsrat schon gesprochen worden, entschieden sei aber nichts, sagte ein anderer.

„Das ist inzwischen viel wahrscheinlicher als ein Verkauf etwa der Vermögensverwaltung“, zitierte die „Süddeutsche Zeitung“ am Wochenende eine nicht namentlich genannte Quelle. Wenn die Überlegungen in den USA konkreter würden, wäre das eine radikale Abkehr von den Ambitionen, die die Deutsche Bank einst mit dem Einstieg ins globale Kapitalmarktgeschäft mit der Übernahme von Bankers Trust verbunden hatte.

Hohe Strafe in den USA

Sie wollte stets im Konzert der großen US-Investmentbanken wie JP Morgan und Goldman Sachs mitspielen, die mehr denn je das Geschäft dominieren. Doch seit den Reformen nach der weltweiten Finanzkrise müssen Banken für riskante Geschäfte deutlich mehr Kapital zurücklegen, was das Geschäft weniger lukrativ macht.

Zudem hat sich die Deutsche Bank mit ihrem Ehrgeiz Rechtsrisiken eingehandelt, die einen großen Teil der Erträge nachträglich zunichte zu machen drohen. Derzeit verhandelt sie etwa im Streit um den Verkauf fauler Hypothekenpapiere (RMBS) mit dem US-Justizministerium über eine milliardenschwere Geldstrafe. Die US-Behörden waren mit einer Forderung von 14 Milliarden Dollar (12,5 Milliarden Euro) in die Verhandlungen gegangen. Die Bereitschaft zu einem Teilrückzug aus den USA könnte die Amerikaner besänftigen. Die „Welt am Sonntag“ berichtete, eine Reduzierung des Geschäfts in den USA – vor allem im spekulativen Investmentbanking – könnte auch die Voraussetzung für eine Einigung mit dem US-Ministerium sein. „Änderungen beim Geschäftsmodell einerseits und eine Geldstrafe andererseits sind häufig die Bedingung für einen Vergleich mit der US-Regierung“, zitierte die Zeitung einen Insider. Mögliche Änderungen – einschließlich eines Personalabbaus – dürften schon bald verkündet werden.

Die Deutsche Bank strebt Finanzkreisen zufolge eine Einigung mit den US-Behörden noch vor der Präsidentenwahl am 8. November an. Anleger fürchten, dass die Deutsche Bank frisches Kapital bräuchte, wenn die Strafen hoch ausfallen sollten. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2016)

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