Hollywood versus Trump: Duell der Veteranen

Die US-Wahl und der Widerstand gegen den Immobilienmogul elektrisieren die Popwelt und die Filmbranche.

Viel Glück mit euren Wahlen!“, rief neulich Pete Townshend beim Desert-Trip-Festival mit feinem ironischen Unterton ins Publikum von rund 70.000 Gleichgesinnten. Zum Abschluss des Wochenendes der Altrocker stieg – ein Markenzeichen Roger Waters', des Masterminds von Pink Floyd – ein Ballon in Form eines rosa Schweins mit dem Konterfei Donald Trumps über der südkalifornischen Wüste auf. Und auch Neil Young machte kein Hehl aus seiner Abscheu gegen den Präsidentschaftskandidaten.

Nun haben die beiden Briten und der Kanadier mit ihrer mehr oder weniger subtilen Botschaft leicht reden. Young, der seit Jahrzehnten in Kalifornien lebt, hat bei einer Wahl Trumps angekündigt, den USA den Rücken zu kehren. Er erwägt womöglich eine Rückkehr in seine Heimat. Wie in der Ära des Vietnam-Kriegs sehen viele US-Amerikaner die Flucht ins Exil zum nördlichen Nachbarn als letzte Option an – wo inzwischen Premier Justin Trudeau die Rolle Barack Obamas als globaler Hoffnungsträger mit jugendlicher Verve übernommen hat.

Kalifornien und die liberale Westküste sind ohnehin kein guter Boden für Trump, den Immobilienmogul aus New York mit dem Superego. Die US-Wahl in drei Wochen elektrisiert längst nicht nur die Popwelt. Auch Hollywood ist aufgewühlt und versucht alles, um das Horrorszenario einer Präsidentschaft Trumps zu verhindern – obwohl es vermutlich ein hervorragendes Drehbuch für einen Katastrophenfilm und Blockbuster ganz nach dem Geschmack Trumps abgeben würde.

Hollywood versus Trump: Die Stars legen sich bereits schwer ins Zeug. Robert De Niro, ein eingeschworener Demokrat, postete kürzlich ein Video mit einer furiosen Anti-Trump-Rede. Sie gipfelte in dem Satz: „Am liebsten würde ich ihm ins Gesicht schlagen.“ Der in Interviews notorisch wortkarge Schauspieler kehrte den Jake La Motta in sich hervor, die legendäre Boxerfigur aus dem Martin-Scorsese-Film „Wie ein wilder Stier“. Solcherart in Rage, setzte De Niro noch einen Seitenhieb gegen Jon Voight nach, einen der wenigen Hollywoodstars neben Clint Eastwood, die Trump offen unterstützen. Hatte Eastwood, eine Galionsfigur der Libertären, vor vier Jahren beim Parteikonvent der Republikaner zur Abrechnung mit Obama ausgeholt, steigerte sich Voight nun in eine Tirade gegen Hillary Clinton hinein: „Sie hat Blut an den Händen.“

Nebenbei schlug er gegen De Niro zurück. Da schwang wohl auch Neid gegen den größten Schauspieler seiner Generation mit, als der De Niro gemeinhin gilt. Gut möglich, dass De Niro, ein Verwandlungskünstler par excellence, mit Gusto in die Trump-Rolle schlüpfen würde. Aber da hat er gleich zwei Konkurrenten: Alec Baldwin als Trump in der Satireshow „Saturday Night Live“ – und Meryl Streep, die Clinton-Freundin, mit ihrer Trump-Persiflage im Central Park.

E-Mails an:thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2016)

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