Wiens Bürgermeister benötigt bei Reformen dringend Unterstützung.
Michael Häupl ist lang nicht so mächtig, wie manche meinen. Schon, in der Bundes-SPÖ da reicht sein Wort allemal, um beispielsweise einen Kanzler zu stürzen. Ein Klacks. Als Bürgermeister von Wien sieht sich Häupl aber nicht nur mit 23 Mini-Bürgermeistern der Bezirke konfrontiert, sondern vor allem mit der geballten Macht des Apparats im Magistrat. Und also der Gewerkschaft, ohne deren Zustimmung in der Stadt Wien nichts geht. Daher bedarf der Wiener Bürgermeister bei seinen (zwar, denken wir positiv, vorerst) zaghaften Reformankündigungen nun der Unterstützung. Der Unterstützung der Steuerzahler.
Denn seine Ansage vom Dienstag mit dem Versprechen, auch über Tabus wie eine Neuordnung der Bezirke und mehr Effizienz und Bürgernähe sprechen zu wollen, kann nur vollinhaltlich begrüßt werden. Was bisher von der ungleichen rot-grünen Stadtkoalition an Einsparungsvolumen der Öffentlichkeit „verkauft“ wird, klingt bestenfalls beim oberflächlichen Hinhören beeindruckend, ist aber mehr als kärglich: 100 Millionen Euro, also gerade einmal ein (!) Prozent der Gesamtausgaben der Stadt Wien, wurden bisher als Einsparungsvolumen identifiziert. Jeder Wiener, der mehr als fünf Minuten in einem der unzähligen Amtsräume der Stadt verbringen musste, ahnt, dass das nicht das Ende der rot-weißen Fahnenstange sein kann. Unmöglich.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2016)