Krankenkassen schrauben ihre Ertrags-Prognose nach oben

Die Wiener Gebietskrankenkasse - lange das Schlusslicht der heimischen Krankenkassen - wird heuer keine roten Zahlen schreiben.
Die Wiener Gebietskrankenkasse - lange das Schlusslicht der heimischen Krankenkassen - wird heuer keine roten Zahlen schreiben.(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Zu Jahresbeginn erwarteten die heimischen Krankenkassen kumuliert noch ein fast dreistelliges Millionenminus. Nun soll es ein Plus in fast ähnlicher Höhe werden.

Die Krankenkassen verbessern ihre Prognose für heuer weiter. Im Februar hatten sie noch ein Defizit von 94 Millionen Euro erwartet, im Mai waren sie dann schon von einem Überschuss von 3,9 Millionen Euro ausgegangen, im jetzt aktualisierten Voranschlag prognostizieren sie ein Plus von 80 Millionen Euro. Ein Grund dafür ist der Vertrag mit der Pharmawirtschaft zu Begrenzung der Medikamentenkosten.

Für heuer erwartet nach der am Dienstag veröffentlichten Prognose des Hauptverbandes nur noch die Tiroler Gebietskrankenkasse (3,8 Millionen) ein negatives Ergebnis. Die Wiener Kasse, die lange Zeit als größtes Sorgenkind gegolten hatte, rechnet nun mit einem Plus von 48,2 Millionen Euro. Hauptverantwortlich dafür ist eine Zahlung aus dem Ausgleichsfonds der Kassen. Positive Ergebnisse erwarten auch die GKKs in Salzburg (6,4 Millionen) und Oberösterreich (3,2 Millionen). Alle anderen gehen von einem ausgeglichenen Ergebnis aus. Von den ständischen Kassen erwarten jene der öffentlich Bediensteten mit 27,5 Millionen und die SVA der gewerblichen Wirtschaft mit 4,3 Millionen negative Ergebnisse. Bei den Beamten wurde der Selbstbehalt von 20 auf zehn Prozent halbiert.

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Hauptverbands-Chefin Ulrike Rabmer-Koller sieht in dem prognostizierten Überschuss von 80 Millionen Euro "ein positives Signal, aber keinen Grund, sich zurückzulehnen". Man werde den eingeschlagenen Weg der Finanzkonsolidierung noch intensivieren und arbeite bereits an der Finanzstrategie für die Jahre 2017 bis 2020. "Wir haben zahlreiche Maßnahmen gesetzt, die sich positiv auf das Finanzergebnis auswirken. Ein Gesamtkonzept ist jedoch nötig, um die Sozialversicherung langfristig auf eine solide Basis zu stellen. Wir brauchen diese Stabilität, um neue Leistungen und Verbesserungen finanzieren zu können", betonte Rabmer-Koller in einer Aussendung. Vor allem der geplante Ausbau der Primärversorgung, für den in den kommenden Jahren 200 Millionen Euro investiert werden, stelle eine große Herausforderung dar, weil ein Großteil von der Sozialversicherung finanziert werde.

Pharmapaket wirkt

Hauptgrund für die deutliche Verbesserung der Prognose gegenüber dem Voranschlag vom Februar ist das Pharmapaket. Der zwischen Hauptverband und Pharmawirtschaft abgeschlossene Vertrag zur Kostenbegrenzung bei Medikamenten war im Februar noch nicht eingerechnet. Jetzt sind die 125 Millionen Euro, die die Pharmawirtschaft heuer an die Krankenversicherungsträger zahlt, schon berücksichtigt. 2017 und 2018 sollen demnach zehn Millionen Euro pro Prozentpunkt Kostensteigerung gezahlt werden, maximal jedoch 80 Millionen Euro pro Jahr.

Für heuer wurde daher auch die Prognose für die Steigerung der Medikamentenkosten auf 3,6 Prozent zurückgenommen. Im August war man noch von einer Steigerung um 4,1 Prozent ausgegangen. Im Vorjahr waren diese Kosten noch um 5,0 Prozent gewachsen. Relativ stark mit einem Plus von 9,1 Prozent sollen heuer die Ausgaben für Zahnbehandlung steigen. Mit ein Grund dafür ist die Gratis-Zahnspange für Kinder und Jugendliche.

Im Vorjahr haben die Krankenkassen insgesamt mit einem Plus von 29,1 Millionen Euro abgeschlossen. Zu Jahresbeginn hatten sie noch mit einem Minus von 129 Millionen Euro gerechnet.

(APA)

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