Thailänder schwören der Monarchie die Treue

Thailand´s Crown Prince Maha Vajiralongkorn attends an event commemorating the death of King Chulalongkorn, known as King Rama V, as he joins people during the mourning of his father, the late King Bhumibol Adulyadej, at the Royal Plaza in Bangkok
Thailand´s Crown Prince Maha Vajiralongkorn attends an event commemorating the death of King Chulalongkorn, known as King Rama V, as he joins people during the mourning of his father, the late King Bhumibol Adulyadej, at the Royal Plaza in Bangkok(c) REUTERS (ATHIT PERAWONGMETHA)
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Seit Bhumibols Tod vor sechs Wochen ist der Thron in Bangkok unbesetzt. Auf Anregung der Junta zeigten nun Zehntausende Thailänder ihre Loyalität zum Königshaus. Der neue Monarch könnte am 1. Dezember ernannt werden.

Bangkok. In weißer Militäruniform mit schwarzer Armbinde trat Thailands Machthaber, Prayuth Chan-ocha, auf den Rasen vor dem Regierungssitz in Bangkok. Vor ihm hing ein überlebensgroßes Porträt des im Oktober gestorbenen Königs Bhumibol. Mehrere Minister und rund 4000 Beamte versammelten sich am Dienstag ebenfalls vor dem Schwarz-Weiß-Bild. Sie sind gekommen, um dem Königshaus ewige Treue zu schwören. „Bis zu meinem Tod werde ich loyal zu allen Königen der Chakri-Dynastie sein“, sagte Prayuth. Unisono wiederholte die Menschenmenge hinter ihm die Worte.

Fernsehbilder zeigten ähnliche Szenen vor Ratshäusern und Schulen in mehreren Teilen des Landes: Erst legten die Anwesenden ihren Eid ab, danach sangen sie die Königshymne. Schätzungen zufolge nahmen insgesamt mehrere Zehntausend Menschen an den Massenevents teil.

Die von der Junta angesetzte Zeremonie ist die jüngste royalistische Veranstaltung, mit der das Regime Einheit demonstrieren möchte. Die Inszenierung soll zeigen, dass die Thailänder auch nach dem Ende der 70-jährigen Regentschaft Bhumibols, der im Land wie ein Halbgott verehrt wurde, noch immer geschlossen hinter der Monarchie stehen. Der Wechsel an der Staatsspitze ist für das südostasiatische Land ein historischer Umbruch. Die meisten Thailänder erlebten niemals einen anderen Monarchen als Bhumibol.

96-jähriger Interimsregent

Der staatlich veranlasste Treueschwur erfolgte mitten in einer ungewöhnlichen Übergangsphase: Bhumibols einziger Sohn, Kronprinz Maha Vajiralongkorn, wollte nach dem Tod seines Vaters nach Angaben der Militärregierung vorerst nicht zum neuen König ernannt werden und ließ ausrichten, stattdessen mit seinem Volk zu trauern. Der Thron in Bangkoks Großem Palast ist deshalb seit knapp sechs Wochen unbesetzt. Ein 96-jähriger Ex-Premierminister führt vorübergehend als temporärer Regent die Amtsgeschäfte.

Dem Anschein nach müssen die Thailänder aber wohl nicht mehr lange auf einen neuen König warten: Die Tageszeitung „The Nation“ berichtete am Montag, dass das vom Militär eingesetzte Parlament am 1. Dezember zu einer Sondersitzung zusammenkommen wolle. Abgeordnete seien aufgefordert worden, Bangkok nicht zu verlassen. Dies weckte Spekulationen darüber, dass Vajiralongkorn womöglich an diesem Tag zum König ernannt werden könnte.

Von Bayern nach Bangkok

Zuvor hatten bereits der britische Sender BBC und die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen berichtet, dass es Vorbereitungen zur Ernennung eines neuen Monarchen am 1. Dezember gebe. Parlamentspräsident Pornpetch Wichitcholchai wies die Spekulationen jedoch zurück: „Es gibt keine besondere Agenda“, sagte er über die angesetzte Parlamentssitzung.

Nach seiner offiziellen Ernennung steigt Kronprinz Vajiralongkorn zum zehnten Monarchen der seit mehr als 230 Jahren regierenden Chakri-Dynastie auf. Er wird einem der vermögendsten Königshäuser der Welt vorstehen. Der 64-Jährige war bereits drei Mal verheiratet, hat sieben Kinder und verbrachte in den vergangenen Jahren viel Zeit in Bayern. Dort geht sein jüngster Sohn zur Schule. Wie beliebt Vajiralongkorn in seinem Volk ist, lässt sich kaum ermitteln. Eine offene Debatte über das Königshaus ist in Thailand wegen eines drakonischen Majestätsbeleidigungsgesetzes nicht möglich. Verstöße dagegen werden mit bis zu 15 Jahren Gefängnis bestraft. In den ersten zwei Wochen nach dem Tod Bhumibols wurden mehr als ein Dutzend Menschen auf Grundlage des Gesetzes festgenommen.

Einjährige Trauerphase

Seit dem Tod des Königs befindet sich Thailand in einer einjährigen Trauerphase. In Bangkok gehen viele Menschen in schwarzer Kleidung zur Arbeit. Vor dem Palast warten täglich Tausende Anhänger Bhumibols, um sich im Thronsaal vor dem dort aufgebahrten König verabschieden zu können. Die Einäscherung des Monarchen soll frühestens ein Jahr nach dem Todestag stattfinden. Gemäß den Traditionen soll auf einem Platz vor dem Palast zuvor ein Pavillon errichtet werden, in dem die Feuerbestattung stattfinden soll. Die Bauarbeiten sollen nach Angaben der Regierung Anfang kommenden Jahres beginnen. Eine feierliche Krönungszeremonie für den neuen König soll erst nach Abschluss der Einäscherung stattfinden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2016)

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