Intelligente Toiletten und holografische Brillen

Die Digitalisierung hat auch die Gebäudebewirtschaftung erfasst. Der Mensch behält aber seine zentrale Rolle.

Bei der professionellen Gebäudebewirtschaftung stehen alle Zeichen auf Wandel. Wie in vielen anderen Bereichen des täglichen Lebens, sorgen Digitalisierung und technologische Innovationen für grundlegende Veränderungen. Was sich für manche noch wie Zukunftsmusik anhört, ist längst zur Realität geworden – etwa der Einsatz von Robotern zur Verrichtung von einfachen Dienstleistungen wie dem Rasenmähen. Experten halten fest: Marktplayer, die sich dieser Tatsache nicht stellen, und auch die damit verbundenen Kosteneinsparungen nicht realisieren, werden eine alles andere als rosige Zukunft haben.

Autonome Rasenpflege

Sie arbeiten vollautomatisch, gründlich, machen kaum Geräusche und sind darüber hinaus umweltfreundlich und besonders leistungsfähig. Die Rede ist von Rasenmährobotern, die bereits jetzt von Facility-Management-Unternehmen eingesetzt werden. Über eingebaute Regensensoren erkennen manche Modelle sogar, wenn Niederschlag einsetzt und kehren in so einem Fall zur geschützten Ladestation zurück.

Laut Alexander Redlein, Vorstand des Zentrums für Immobilien und Facility Management der TU Wien, ist ihr Einsatz schon allein aus Kostengründen sinnvoll. Er verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass aktuelle Modelle bereits für geringe Beträge zu haben seien.

„Auch im Concierge-Service sind Roboter längst Realität, wie etwa Beispiele in Japan oder dem Silicon Valley zeigen“, so Redlein weiter. Zuweilen täte es aber auch schon ein Screen. Als technisch noch nicht ganz ausgereift bezeichnet er hingegen Reinigungsroboter. „Aber auch sie werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren immer komplexere Aufgaben übernehmen können“, gibt er sich überzeugt. Markus Vincze, Professor für Automatisierungs- und Regelungstechnik an der TU Wien, geht davon aus, dass in zehn bis fünfzehn Jahren die meisten repetitiven Arbeiten von Robotern durchgeführt werden können. Die Menschen würden dadurch von gesundheitlich anstrengenden Tätigkeiten entlastet und könnten sich vermehrt schöpferischen Aufgaben zuwenden, sagt er.

Bereits jetzt werden im Gebäudemanagement Themen wie Sensorik oder die Vernetzung der einzelnen Gebäudeanlagen in den verschiedensten Bereichen eingesetzt. Dabei geht es laut Gerhard Schenk, Geschäftsführer von HSG Zander, oder Michael Freitag, Geschäftsführer und COO von Sodexo, nicht nur um neue Technik an sich, „sondern auch um die Möglichkeit, tradierte Prozesse neu zu denken“. Ein einfaches Beispiel hierfür ist die Toilettenreinigung. Dank eines Sensors muss nicht mehr stündlich kontrolliert und gegebenenfalls gereinigt werden, sondern nur mehr, wenn der Sensor einen konkreten Bedarf meldet. Ist Letzteres der Fall, so verständigt das System automatisch den Mitarbeiter, der sich gerade in der Nähe befindet. Das Resultat: höhere Qualität zu gleichen Preisen. Nach dem gleichen Prinzip können auch schlecht ausgelastete Besprechungsräume identifiziert und anderen Nutzungen zugeführt werden.

In ähnlicher Weise wird künftig die Aufzugswartung funktionieren. ThyssenKrupp Elevator setzt etwa seit Kurzem bei seinem Aufzugsservice auf eine Technologie von Microsoft. Mithilfe einer sogenannten HoloLens können die hauseigenen Servicetechniker die spezifischen Kenndaten eines Aufzugs bereits vor einem Einsatz visualisieren. Vor Ort ermöglicht die Technologie den Zugang zu allen technischen Informationen des Aufzugs sowie Expertenunterstützung per Livebild. „Erste Untersuchungen haben gezeigt, dass die Arbeit damit bis zu vier Mal schneller erledigt werden kann“, heißt es aus dem Unternehmen. „Das Ziel besteht darin, die Effizienz zu steigern, die Verfügbarkeit der Aufzüge zu erhöhen und das Service zu optimieren“, erklärt Andreas Schierenbeck, CEO von ThyssenKrupp Elevator.

Human Touch bleibt wichtig

Redlein sieht in diesem Wandel „nichts Lebensbedrohliches“, vielmehr eine Chance. „Menschliche Arbeit wird dadurch nicht wegfallen, die Mitarbeiter müssen aber geschult werden, damit sie die neuen Anforderungen bewältigen können“, sagt er. Durch die zunehmende Digitalisierung würden sich die Prozesse und Abläufe im Facility Management hin zu mehr Flexibilität und Bedarfsorientierung ändern. Das Gerät beziehungsweise der Raum eruiere den Bedarf, der Mensch hingegen erbringe vorerst wie gewohnt die Leistung. „Der Human Touch, also der persönliche Kontakt, ist wichtig, dennoch will der Kunde in erster Linie eine gute Leistung zu attraktiven Konditionen. Ob letztlich ein Mensch oder ein Roboter eine bestimmte Dienstleistung erbringt, ist in dieser Hinsicht unerheblich“, meint der Experte.

AUF EINEN BLICK

Digitalisierung undAutomatisierungwerden künftig auch die Gebäudebewirtschaftung stark beeinflussen. Einen Vorgeschmack, wie sich einzelne Services verändern werden, bietet Japan: Dort werden vereinzelt bereits Roboter als Concierges eingesetzt. Dass mit den neuen Technologien Menschen nicht zwingend ersetzt werden, zeigt das Beispiel Aufzugwartung: ThyssenKrupp Elevator etwa experimentiert mit der HoloLens von Microsoft, wofür gut ausgebildete Fachkräfte benötigt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2016)

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