Der Ölpreis steigt nicht in den Himmel

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Tankstelle(c) Clemens Fabry
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Wer in den von der Opec ausgelösten Ölpreisaufschwung investieren will, hat das Beste leider schon versäumt.

Die Opec hat erstmals seit Langem wieder Nägel mit Köpfen gemacht – und gleich ist an den Märkten Euphorie ausgebrochen. In den ersten beiden Tagen nach dem Opec-Beschluss, die Produktion definitiv zurückzufahren, sind die Ölnotierungen durch die Decke gegangen. Und mit ihnen die Kurse der Ölaktien.

Wer das (wie die meisten Kleinanleger) versäumt hat, der sollte jetzt aber nicht in übertriebene Hektik verfallen. Der größere Teil des Marktschubs ist damit „gegessen“. Das gilt vor allem für direkte Spekulationen auf den Ölpreis. Die zuletzt gelegentlich gehörte Prognose, der Ölpreis habe jetzt grünes Licht für den Durchmarsch auf alte Höhen, könnte sich nämlich sehr leicht als teure Fehleinschätzung erweisen.

Analysten gehen derzeit davon aus, dass die Rohölnotierungen im kommenden Jahr rund 60 Dollar je Barrel erreichen könnten. Nachdem der Preis für die Nordseeölsorte Brent light schon am vergangenen Freitag in der Gegend von 54 Dollar lag, beträgt der Spielraum bis zum Erreichen dieser Prognose gerade noch elf Prozent. Das wäre weniger, als die Notierung allein in den vergangenen drei Tagen zugelegt hat.

Und all die schönen Prognosen sind noch dazu mit zwei großen Unsicherheiten behaftet. Die eine ist die Fähigkeit der Opec, ihre Beschlüsse auch umzusetzen. Das Kartell ist ja alles andere als eine homogene Masse. In der Vergangenheit hat sich immer wieder gezeigt, dass den Mitgliedern das nationale Hemd deutlich näher ist als der Kartellrock. Im budgetären Notfall wird also regelmäßig der Ölhahn aufgedreht.

Die andere Unsicherheit heißt Fracking. Der forcierte Einsatz dieser umstrittenen Fördermethode hat die US-Ölproduktion stark erhöht und war mitschuldig am drastischen Ölpreisverfall der vergangenen Jahre. Viele Bohrlöcher mussten in der Niedrigpreisphase aus Kostengründen stillgelegt werden. Aber mit jedem Dollar Ölpreiserhöhung erhöht sich auch wieder die Rentabilität der US-Produktionsstätten. Und damit die Produktion des Nicht-Opec-Mitglieds USA, das sich deshalb auch an keinerlei Quoten halten muss.

Kurz gesagt: Die Ölpreise haben vorerst eine Art Selbstbegrenzung eingebaut, die einen wirklichen Höhenflug zumindest auf absehbare Zeit verhindert. Engagements zahlen sich also wahrscheinlich nicht mehr aus. Ausgenommen natürlich dividendenstarke Ölaktien, denn nach unten dürfte auch nicht viel passieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2016)

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