Opec-Deal: Finale heute in Wien

Themenbild
Themenbild(c) REUTERS (© Darren Whiteside / Reuters)
  • Drucken

Das Opec-Kartell sucht die Unterstützung der Nicht-Opec-Länder. Mit ihnen trifft es sich heute in Wien, damit sie sich dem vorwöchigen Beschluss zur Förderkürzung verbindlich anschließen.

Wien. Das Opec-Kartell sucht die Unterstützung der Nicht-Opec-Länder bei seinen Versuchen, den Ölpreis langfristig in die Höhe zu treiben oder zumindest auf dem zuletzt erreichten Niveau zu stabilisieren. Und so hat die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) für den heutigen Samstag (10. Dezember) insgesamt 14 Nicht-Opec-Länder zu entsprechenden Beratungen nach Wien eingeladen.

Nach dem Informationsstand von Freitagspätnachmittag wollten allerdings nur einige Staaten kommen, darunter Mexiko, Oman, das zentralasiatische Kasachstan und die Südkaukasus-Republik Aserbaidschan. Russland als wichtiges Nicht-Opec-Land hatte zunächst eine Verschiebung der Gespräche ins Spiel gebracht, weil im Vorfeld noch Fragen zu klären seien, zitierte die Agentur Tass aus Verhandlungskreisen.

Zusatzgespräch in der Nacht

Am Freitagnachmittag bestätigte der stellvertretende russische Energieminister, Anatoli Janowski, der Agentur Interfax zufolge aber das Treffen in Wien. Allerdings wollten die Abgesandten aus Moskau am Freitagabend noch eine Reihe von Zusatzgesprächen mit einzelnen Opec- und Nicht-Opec-Staaten führen, um ungelöste Fragen zur geplanten Förderkürzung zu diskutieren, berichtete die Agentur Reuters unter Berufung auf russische Regierungskreise.

Die aus 14 Länder bestehende Opec hatte sich am 30. November auf die erste Kürzung ihrer Ölproduktion seit 2008 geeinigt. Im ersten Halbjahr 2017 sollen pro Tag 1,2 Millionen Barrel (159 Liter) weniger gefördert werden als jetzt. Damit würde die Menge auf 32,5 Millionen Barrel sinken. Den Großteil davon steuert der größte Opec-Förderer Saudiarabien bei, der die Auswirkungen seiner über zweijährigen eigenen Strategie, die Förderhähne aufzudrehen und so die neue Billigkonkurrenz aus den USA zu eliminieren, unterschätzt hat und inzwischen selbst an den ausbleibenden Petrodollars laboriert.

Unterschrift steht aus

Parallel zur Einigung innerhalb des Kartells hatte sich die Opec auch mit Russland und anderen Ländern im Grundsatz verständigt, dass auch diese Erdöl-Förderstaaten etwa 600.000 Barrel pro Tag weniger aus dem Erdinneren pumpen.

Den größten Beitrag unter diesen Ländern liefert übrigens Russland, das Ende November nochmals zugesagt hat, künftig etwa 300.000 Barrel pro Tag weniger zu fördern. Es wäre das erste Mal, dass Russland sich einer Opec-Einigung anschließt. Dieser Schritt seitens der Nicht-Opec-Staaten ist freilich noch nicht verbindlich und sollte heute in Wien endgültig auch mit den jeweiligen Unterschriften bestätigt werden. Russland leidet wie alle anderen Förderländer auch unter einer fundamentalen Wirtschaftskrise und hat daher großes Interesse an einem steigenden Ölpreis, um seine Einnahmen wieder zu erhöhen (siehe dazu den Bericht auf Seite 16).

Der Ölpreisverfall hatte im Sommer 2014 begonnen. Bis zu Beginn des heurigen Jahres war der Preis für die Nordseesorte Brent um drei Viertel seines vorherigen Wertes auf unter 30 Dollar je Barrel gefallen, ehe er sich wieder leicht erholte. Seit dem Opec-Beschluss Ende November ist er nun um rund 15 Prozent auf fast 55 Dollar gestiegen.

Allerdings erwarten Experten mittelfristig keine weitere deutliche Verteuerung. Selbst mit den Kürzungen – sollten sie überhaupt Bestand haben – sei im ersten Halbjahr zu viel Öl auf dem Markt, so ein Experte des Forschungsunternehmens JBC. Die Frage sei auch, ob es sich bei den Förderkürzungen tatsächlich nicht eher um ein Einfrieren der Produktionsmenge im Vergleich zu den möglichen Förderungen handle. (ag./est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild Ölforderung
Österreich

Auch Opec-Outsider wollen Ölförderung kürzen

Russland und andere Staaten, die nicht Mitglieder der Opec sind, wollen pro Tag in Summe 562.000 Barrel weniger fördern.
Noch einmal haben die Ölförderländer den Ölhahn aufgedreht.
Geld & Finanzen

Vor dem Opec-Beschluss noch ein Förderhoch beim Öl

Ein Rekordvolumen von 34,19 Millionen Fass täglich wurde im November gefördert - und drückt die Ölpreise.
Die Lager sind voll und die Opec-Staaten fördern weiter auf Hochtouren.
Geld & Finanzen

OPEC schwimmt weiter im eigenen "Ölsee"

Trotz monatelanger Bemühungen der Opec um niedrigere Förderquoten bleiben die Fördermengen im Hoch.
Erstmals seit acht Jahren steht die Opec vor einer Drossselung der Fördermenge.
Österreich

Opec dreht erfolgreich an der Ölpreis-Schraube

Nach der Einigung auf eine Senkung der Opec-Ölfördermenge steigen die Ölnotierungen weltweit teilweise zweistellig auf mehr als 50 Dollar je Fass.
Tankstelle
Geld & Finanzen

Der Ölpreis steigt nicht in den Himmel

Wer in den von der Opec ausgelösten Ölpreisaufschwung investieren will, hat das Beste leider schon versäumt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.