Mächtiger Chef von Opus Dei gestorben

Bischof Echevarría
Bischof Echevarría(c) APA/AFP/ALBERTO PIZZOLI (ALBERTO PIZZOLI)
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Bischof Javier Echevarría starb mit 84 Jahren an einer Lungenentzündung.

Der Chef des erzkonservativen katholischen Bunds Opus Dei, Bischof Javier Echevarría, ist tot. Der Prälat des Opus Dei starb am Montagabend an den Folgen einer Lungenentzündung, wie die Organisation am Dienstag mitteilte. Echevarría wurde 84 Jahre alt. Er sei am 5. Dezember mit einer leichten Lungenentzündung in eine Klinik in Rom eingeliefert worden, wo sich sein Zustand verschlechtert habe.

Die Priester- und Laienorganisation Opus Dei
(Werk Gottes) gilt als eine der einflussreichsten und
konservativsten Gruppierungen in der katholischen Kirche. Sie soll das Verlangen der Mitglieder nach "christlicher Vollkommenheit" fördern. Gegründet im Jahr 1928 vom spanischen Priester Josemaria Escriva (1902-1975), gehören der Gruppe rund 80.000 Mitglieder in 80 Ländern an.

Echevarria hatte Gründer Escriva bereits 1932 in Madrid kennengelernt und von 1953 bis 1975 als dessen Sekretär gearbeitet. Unter Escrivas Nachfolger Alvaro del Portillo (1914-1994) wurde Echevarria Generalsekretär. Als Johannes Paul II. das Opus Dei 1982 zur Personalprälatur erhob, wurde Echevarria deren Generalvikar. Zudem wurde er Berater der Heiligsprechungskongregation und später der einflussreichen Kleruskongregation. Nach del Portillos Tod ernannte ihn Johannes Paul II. zum dritten Oberen des Opus Dei.

Zuvor hatte Echevarria 1953 in Rom an der Päpstlichen Universität "Angelicum" einen Doktortitel in Kirchenrecht erworben. Zwei Jahre später folgte eine Promotion im Zivilrecht an der Päpstlichen Lateran-Universität. Im gleichen Jahr wurde er zum Priester geweiht. Als Professor für Moraltheologie war Echevarria seit 1960 am römischen Kolleg vom Heiligen Kreuz und seit 1964 am römischen Kolleg Santa Maria tätig. 1962 wurde er Mitarbeiter der vatikanischen Ordenskongregation.

"Geheimbund"

Ziel des Opus Dei die "Heiligung des Alltags": Die Mitglieder
sollen ihr Leben und ihre Arbeit ganz in den Dienst Gottes stellen sowie Gesellschaft und Staat "christianisieren". Außerdem gibt es strenge Gehorsams- und Bußregeln für die Mitglieder. "Wir haben den Ehrgeiz, die Institutionen der Völker, der Wissenschaft, der Kultur, Zivilisation, Politik, Kunst und sozialen Beziehungen zu heiligen
und zu christianisieren", heißt es in einer Opus-Dei-Zeitschrift.

Weltweit in die Schlagzeilen geriet das "Werk Gottes" durch die Verfilmung des Kirchenkrimis "The Da Vinci Code", in dem ihn US-Autor Dan Brown als düsteren Geheimbund darstellte.

Sprecher des Opus Dei mussten sich schon zuvor immer wieder gegen Kritik verteidigen, man versuche wie ein "Geheimbund", Mitglieder systematisch in Schaltstellen der Gesellschaft einzuschleusen. Auch Bischöfe und Kardinäle gehören Opus Dei an oder sympathisieren mit
der Organisation, die vor allem von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) gefördert wurde.

Das Werk betreibt mehrere Universitäten und andere
Bildungsstätten, vor allem in Spanien, wo die meisten Mitglieder leben. Manche Zeitungen und Rundfunkanstalten gelten als Opus Deis orientiert.

Allerdings geriet die Organisation auch in den Strudel der
"Vatileaks"-Ermittlungen. So wurde der Opus-Dei-Priester Lucio Vallejo Balda im zweiten Vatileaks-Prozess im heurigen April zu einer Haftstrafe von 18 Monaten verurteilt, weil er Vatikan-Gelder veruntreut haben soll.

Vor allem in den 1980er Jahren hatte die Organisation
Negativ-Schlagzeilen gemacht: Ehemalige Mitglieder berichteten von fragwürdigen und sektenähnlichen Bekehrungsversuchen, vor allem bei jungen Leuten. Kritiker werfen Opus Dei vor, es arbeite der Öffnung der Kirche nach dem zweiten Vatikanischen Konzil entgegen.

(APA)

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