Unternehmen negieren in der Smog-Krise Anordnungen Pekings

Der Smog in Nordostchina ist derzeit so stark, dass die Messwerte bisherige Skalen sprengen.
Der Smog in Nordostchina ist derzeit so stark, dass die Messwerte bisherige Skalen sprengen.(c) REUTERS/CHINA STRINGER NETWORK
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Trotz der bisher schlimmsten Luftverschmutzung des Jahres in China negieren Unternehmen die Anordnung zum Produktionsstopp aus Peking.

Hunderte Millionen Menschen leiden schon den fünften Tag in Folge unter einer gefährlichen Smog-Glocke, die sich in Nordchina ausbreitet. Es handelt sich um die bisher schlimmste Luftverschmutzung des Jahres. In zahlreichen Unternehmen wird aber trotz des von der Regierung verhängten Produktionsstopps weiter gearbeitet.
Allein in der südlich von Peking gelegenen Provinz Henan hätten fast 3.000 Unternehmen, die ihre Produktion komplett stoppen sollten, weiter gearbeitet, zitierte die Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch einen Regierungsbeamten.

Wegen der bisher schlimmsten Luftverschmutzung des Jahres hatten Peking und über 20 andere Städte am Freitag die höchste Smog-Alarmstufe "Rot" ausgerufen, die Fahrverbote, Fabrik- und Schulschließungen zur Folge hatte. Messungen für gefährlichen Feinstaub ergaben am Mittwoch Werte von über 430 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft - das Siebzehnfache des Grenzwertes der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

In einigen Städten erreichte die Konzentration von gefährlichem Feinstaub, der über die Lunge ins Blut gelangen und Krebs verursachen kann, solche Ausmaße, dass sie auf Chinas offizieller Skala für Luftqualität nicht mehr erfasst werden konnte.

Fortschritte ausradiert

"Der Smog ist so üblich geworden, dass viele die Hoffnung aufgegeben haben, dass etwas dagegen getan werden kann", berichtete Xinhua über die schlechte Luft in der Hauptstadt. Dichter Autoverkehr, dreckige Fabriken und Kraftwerke aber auch die Verbrennung von Kohle, mit der in den Wintermonaten im Norden des Landes geheizt wird, gelten als Hauptursachen für den immer wiederkehrenden Smog.
Am Dienstag hatte Greenpeace davor gewarnt, dass bereits mehr als 460 Millionen Menschen in sechs Provinzen von der aktuellen Smog-Glocke betroffen und "stark verschmutzter" oder "gefährlicher" Luft ausgeliefert seien. Die Umweltorganisation forderte Peking auf, entschlossener vorzugehen und nicht nur neue Umweltgesetze zu beschließen, sondern auch dafür zu sorgen, dass sie eingehalten werden. Fortschritte, die Peking in den vergangenen zwei Jahren beim Kampf gegen die schlechte Luft erzielt habe, seien praktisch wieder zum Erliegen gekommen.

Zahlreiche Unternehmen, die ihre Produktion teilweise einstellen sollten, hätten sich nicht an das Verbot gehalten, wie aus ihrem unverändert hohen Stromverbrauch zu erkennen sei. Firmen, die sich falsch verhalten haben, sollen nun bestraft werden.

Für die Regierung ist die Situation ein Dilemma: Einerseits muss sie gegen die fatale Umweltverschmutzung vorgehen, die immer mehr Menschen in den Städten nicht mehr akzeptieren wollen. Andererseits hätten massenweise Fabrikschließungen, die nötig wären, um die Luft schnell zu verbessern, Millionen Arbeitslose zur Folge. Sie müssten mit neuen Jobs und staatlichen Hilfen versorgt werden.

Laut Vorhersagen dürfte sich die Luftqualität in Peking in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag durch kalten Nordwind kurzzeitig bessern. Schon am Wochenende sollen die nächste Smog-Wellen folgen.

(APA/dpa)

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