China: Smog jenseits der Messwerte

Peking und der gesamte Nordosten Chinas versinken unter einer immer dichteren Smog-Decke.
Peking und der gesamte Nordosten Chinas versinken unter einer immer dichteren Smog-Decke.(c) APA/AFP/GREG BAKER
  • Drucken

Trotz Fahrverboten und Fabrikschließungen hat sich der gefährliche Smog im Norden Chinas weiter ausgebreitet. Eine schnelle Besserung der Lage ist zudem nicht in Sicht.

460 Millionen Menschen in sechs Provinzen waren am Dienstag "stark verschmutzter" oder "gefährlicher" Luft ausgeliefert, teilte die Umweltorganisation Greenpeace mit. So sei die Smog-Glocke, die sich seit Freitag über Peking und vielen anderen Städten ausbreitet, die schlimmste 2016.
Der ausgerufene Smog-Alarm der höchsten Warnstufe "Rot" verdeutliche zwar, dass die Regierung die Verschmutzung ernst nehme. Die erneute "Airpocalypse" zeige aber auch, dass China den Verbrauch von Kohle schneller zurückfahren und den Umbau der Wirtschaft entschlossener vorantreiben müsse, sagte Greenpeace-Klimaexperte Dong Liansai.

Derzeit passiere das Gegenteil: Peking hat der Luftverschmutzung in den Großstädten zwar den Kampf angesagt. Auch soll die Wirtschaft des Landes von ihrer dreckigen Schwerindustrie befreit und dafür auf mehr Technologie und Innovation gesetzt werden. Fortschritte, die bis Mitte diesen Jahres erzielt wurden, seien jedoch wieder zum Erliegen gekommen, so Greenpeace. Staatliche Stimulus-Programme für die Wirtschaft hätten einen Bau-Boom ausgelöst, weshalb die Stahl-und Kohlenproduktion nun wieder auf Hochtouren laufe. Dreckige Kohle, mit denen in den Wintermonaten im Norden Chinas geheizt wird, trägt zusätzlich zur schlechten Luftqualität bei.

Luftverschmutzung jenseits der Skala

Wegen der extremen Luftverschmutzung hatten Peking und über 20 andere Städte in der Region am Freitag die höchste Smog Alarmstufe ausgerufen, die Fahrverbote, Fabrik- und Schulschließungen zur Folge hatte. Laut Pekings Umweltbehörde haben die Maßnahmen dazu beigetragen, dass die Luftqualität nicht noch schlechter ist. Dennoch ergaben Messungen für gefährlichen Feinstaub (PM2,5) in Peking am Dienstag Werte von über 450 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft - das Achtzehnfache des Grenzwertes der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
In einigen Städten erreichte die Konzentration von Feinstaub, der über die Lunge ins Blut gelangen und Krebs verursachen kann, solche Ausmaße, dass sie auf Chinas offizieller Skala für Luftqualität nicht mehr erfasst werden konnte.

Laut Vorhersagen dürfte sich die Luftqualität in Peking ab Mittwochabend durch kalten Nordwind kurzzeitig bessern. Schon bald darauf sollen aber weitere Smog-Wellen folgen.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Nicht Nebel, sondern Smog macht derzeit das Atmen in Tianjin zur Last.
Weltjournal

Nordchina versinkt unter einer Smogglocke

Vor allem Industrie und Verkehr sorgen derzeit in Nordchina dafür, dass die Luftverschmutzung rund 100 Mal so hoch ist, wie der von der UNO ausgegebene maximale Durchschnittswert.
La Defense im Smog
Weltjournal

Paris verschwindet im Smog

Frankreichs Hauptstadt leidet unter dem schlimmstem Wintersmog seit zehn Jahren.
Die 43 Mitgliedsstaaten des ''Climate Vulnarable Forum'' (CVF), die besonders unter dem Klimawandel leiden, versuchen seit Jahren, die Weltgemeinschaft zu dem Umstieg auf erneuerbare Energien zu bewegen.
Weltjournal

45 Länder wollen komplett auf erneuerbare Energien umsteigen

Die am meisten vom Klimawandel bedrohten Staaten der Welt sagen Kohle, Öl und Gas den Kampf an. Sie wollen damit ein Zeichen für Industriestaaten setzen.
Nicht Nebel, sondern Smog macht derzeit das Atmen in Tianjin zur Last.
Weltjournal

Nordchina versinkt unter einer Smogglocke

Vor allem Industrie und Verkehr sorgen derzeit in Nordchina dafür, dass die Luftverschmutzung rund 100 Mal so hoch ist, wie der von der UNO ausgegebene maximale Durchschnittswert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.