Anna Veith: Der Beginn einer neuen Zeitrechnung

Anna Veith und ihre Rückkehr auf die Rennstrecke: Die Salzburgerin rückt am Dienstag in den Fokus.
Anna Veith und ihre Rückkehr auf die Rennstrecke: Die Salzburgerin rückt am Dienstag in den Fokus.(c) GEPA pictures
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Anna Veith, 27, gibt nach ihrer schweren Knieverletzung am Dienstag beim ersten von zwei Riesentorläufen am Semmering ihr Comeback. Sie sagt: „Es braucht jetzt ein großes Stück Mut.“

Semmering/Wien. Vier Jahre nach dem bisher letzten Rennen am Zauberberg verwandelt sich der Semmering dieser Tage wieder zu einer begeisterungsfähigen Weltcup-Arena. Diesmal stehen von Dienstag bis Donnerstag sogar drei Rennen auf dem Programm. Den Anfang macht am Dienstag der erste Riesentorlauf (9.45/13 Uhr, live ORF eins). Dominiert werden die Schlagzeilen vom Comeback Anna Veiths.

433 Tage nach ihrem folgenschweren Trainingssturz in Sölden vor dem Auftakt zur Weltcup-Saison 2015/16 fühlt sich die Olympia-Siegerin bereit, wieder ins Geschehen einzusteigen. An den Semmering hat Veith gute Erinnerungen: Am 28. Dezember 2012 gewann die Salzburgerin am Zauberberg den Riesentorlauf und feierte ihren zweiten Weltcupsieg. Veith hatte bis zuletzt offengelassen, wann sie in den Rennzirkus zurückkehren werde. Am Sonntag erklärte sie: „Ich bin zwar körperlich noch lang nicht wieder auf demselben Level wie vor der Verletzung, aber es gab deutliche Fortschritte im Training der vergangenen Wochen, sodass ich jetzt wieder einsteigen möchte.“

Die Ziele seien zunächst natürlich niedrig gesteckt, es geht nicht primär um Zeiten, Punkte oder Platzierungen. Sie wolle „ein paar lässige Schwünge in den Schnee zaubern, nicht mehr und nicht weniger“. Auf Facebook gab Veith auch einen Einblick in ihre Gefühlswelt. „Wenn ich daran denke, wie es mir gehen wird, wieder im Starthaus zu stehen und meinen Herzschlag in meinem ganzen Körper pochen zu spüren, kann ich meine Emotionen kaum im Zaum halten. 431 Tage – Schmerz, Angst, Enttäuschung, Überwindung, Arbeit, Herausforderung, Mut. Ja, es braucht jetzt ein großes Stück Mut.“

Das Alpin-Comeback des Jahres sollte auch in der österreichischen Damenmannschaft für zusätzliche Motivation sorgen. „Ich freue mich schon richtig drauf. Es ist cool, dass Anna wieder zurückkommt und Rennen fährt. Das motiviert uns auch, weil sie wieder frischen Wind bringt“, meinte etwa Stephanie Brunner, die derzeit beste heimische Riesentorläuferin. Im Gegensatz zu Veith absolvierte Brunner so wie das Gros ihrer Kolleginnen die Trainings für den Semmering auf der Reiteralm bzw. in Obdach.

Erfolgreiches Pflaster

Die Österreicherinnen waren in der Vergangenheit an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark eine Macht. Seit den ersten beiden Weltcup-Slaloms am Semmering kurz vor dem Jahresende 1995 brachten es die ÖSV-Technikerinnen in 20 Rennen auf acht Siege, sie sind damit die mit Abstand erfolgreichste Nation (vor Schweden mit drei, Italien und Kroatien je zwei). Allein Marlies Schild gewann zwei Slaloms und einen Riesentorlauf, Kathrin Zettel siegte zwei Mal vor Heimpublikum.

Im Riesentorlauf scheint die Leistungsdichte bei den Damen in diesem Weltcup-Winter am höchsten zu sein. Während es in den übrigen Disziplinen jeweils nur eine Siegerin gab (Abfahrt: Ilka Štuhec, Super-G: Lara Gut, Slalom: Mikaela Shiffrin, Kombination: Štuhec), waren es hier immerhin zwei mit Gut und Tessa Worley. Die Französin setzte sich zuletzt in Killington und Sestriere durch. Bestes ÖSV-Resultat war der vierte Platz von Stephanie Brunner in Sölden, wo Gesamtweltcup-Titelverteidigerin Gut gewann. Brunner blickt nach der kurzen Weihnachtspause mit großer Vorfreude auf die Einsätze am Semmering. „Ich habe die Zeit gut genützt, es war sehr fein, und jetzt kann ich wieder voll Gas geben. Ich freue mich jetzt, dass wir die Rennen in Österreich haben. Zu Hause bin ich immer gut dabei“, meinte die Tirolerin.

Ebenfalls am Dienstag (11 Uhr, live in ORF eins) greifen die Herren beim Super G in Santa Caterina wieder ins Renngeschehen ein. Mit dabei ist Marcel Hirscher, er strebt nach Punkten für den Gesamtweltcup. Schnellster im ersten Abfahrtstraining war der Italiener Christof Innerhofer. (age/red).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2016)

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