Veith über Comeback: "Als würde man heimkommen"

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Anna Veith wurde in Semmering von Gefühlen überwältigt. Trotz großen Rückstands überwog die Erleichterung „zu wissen, dass es körperlich funktioniert“.

Die Augen waren in Semmering auf Startnummer 14 gerichtet, das so lang erwartete Comeback von Anna Veith zog alle in ihren Bann. 433 Tage nach ihrem folgenreichen Trainingssturz in Sölden kehrte sie in den Ski-Weltcup zurück. Exakt 1:03,12 Minuten dauerte ihr mit Spannung erwarteter Auftritt, dass US-Jungstar Mikaela Shiffrin unmittelbar danach um 3,21 Sekunden schneller war, tat den großen Emotionen keinen Abbruch. „Es war wichtig, den ersten Schritt zu machen“, sagte Veith. Als 49. verpasste die 27-Jährige das Finale deutlich, die Erleichterung war dennoch spürbar groß. Immer wieder kullerten ihr bei den zahlreichen Interviews Tränen über die Wangen. „Es war wichtig, wieder einmal die Erfahrung zu machen, was im Rennen passiert. Zu wissen, dass es körperlich funktioniert.“

Den Tagessieg sicherte sich Shiffrin vor Tessa Worley und Manuela Mölgg. Da Semmering als Ersatzort für Courchevel eingesprungen ist, bietet sich Veith bereits heute im regulären Riesentorlauf (10.30/13.30 Uhr, live ORF eins) die nächste Chance. „Da wird es ein bisschen leichter, weil es schon wieder ein Stück normaler ist“, meinte die zweifache Gesamtweltcupsiegerin. Entscheidend sei auch, wie das Knie auf die Belastung reagiere. „Im Rennen war es kein Thema, danach spüre ich es ein bisschen, aber das ist normal.“

Ohne Nervosität und Bedenken

„Sehr intensiv“ beschrieb Veith das Gefühl am Morgen des ersten Rennens nach der langen Zwangspause – an jenem Ort, wo sie 2012 ihren zweiten Weltcupsieg gefeiert hatte. Im Starthaus selbst sei sie dann aber überraschend wenig nervös gewesen. „Das war ein bisschen komisch, aber man kann sich das nicht aussuchen. So ist es mir aber lieber gewesen“, sagte sie und betonte, keinerlei Bedenken gehabt zu haben. „Es war kein Gedanke daran, dass es irgendwie gefährlich sein könnte.“ Das lädierte Knie schien bei den Linksschwüngen auch nicht zu behindern, eine gewisse Zurückhaltung war dennoch nicht zu übersehen, zumal kurz nach dem Start ein Stein den linken Ski in Mitleidenschaft gezogen hatte. „Ich habe einfach kein Gefühl von Sicherheit gekriegt und deswegen auch nicht Gas geben können. Ich bin einfach runtergefahren, und das reicht nicht“, resümierte die elffache RTL-Siegerin.

Der große Rückstand sei „schon ein bisschen arg“, Veith wollte aber weder den Stein noch die heftigen Windböen als Ausrede verstanden wissen. „Es war skifahrerisch nicht das, was ich eigentlich könnte“, gestand die 27-Jährige, um die noch offene Luft nach oben zu wissen. Von ÖSV-Seite gab es dennoch lobende Worte. „Anna ist schon Siegerin, weil sie überhaupt nach der Verletzung fahren hat können“, meinte Sportdirektor Hans Pum. „Diese Erfahrung braucht sie jetzt, auch bei so schwierigen Verhältnissen. Das ist das Um und Auf.“ Und auch ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel appellierte an die Geduld der Fans: „Sie muss sich erst wieder an das Rennfahren gewöhnen. Wartet noch zwei, drei Rennen.“

Besonders nah ging Veith das Wiedersehen mit den Kolleginnen aus aller Welt. „Es war, als würde man heimkommen und jeder freut sich ganz extrem“, erzählte sie mit glasigen Augen über die herzliche Aufnahme. „Es ist einfach für jeden schön, dass ich wieder da bin. Das ehrt mich voll.“

(red)

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