Ein teurer Blick in die Sterne Gerda Rodgers feiert Jubiläen

Die – so die Selbstbeschreibung auf ihrer Homepage – „First Lady unter den Sternen“: Gerda Rogers (übrigens Steinbock mit Aszendent Skorpion) wird 75.
Die – so die Selbstbeschreibung auf ihrer Homepage – „First Lady unter den Sternen“: Gerda Rogers (übrigens Steinbock mit Aszendent Skorpion) wird 75.Hans Leitner / First Look / picturedesk.com
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Gerda Rogers hat zum Jahreswechsel Grund zum Feiern – aber auch nach 25 Jahren steht astrologische Beratung im ORF oft in der Kritik.

Den Blick zum Himmel, in der Silvesternacht, riskiert den jeder, der das mitternächtliche Spektakel verfolgt. Was die Sterne aber fürs neue Jahr sagen? Dem, der daran glaubt, verraten das Sterndeuter wie Gerda Rogers. Dank ORF ist sie die bekannteste Astrologin des Landes, und rund um diesen Jahreswechsel begeht sie zwei Jubiläen: Seit 25 Jahren läuft die Ö3-Sendung „Sternstunden“, in der sie Anrufer astrologisch berät, und mit 1. Jänner feiert sie auch ihren 75. Geburtstag. In diesen 25 Jahren, seit sie zum ersten Mal gemeinsam mit Oliver Baier auf Sendung gegangen ist (später waren Gerald Votava, Peter L. Eppinger nun Thomas Kamenar und Sylvia Graf als Moderatoren an ihrer Seite), ist sie auch eine der markantesten Radiostimmen des Landes geworden.

Dabei war es nicht beabsichtigt, dass Rogers die (so die Selbstbeschreibung auf ihrer Homepage) „First Lady unter den Sternen“ wird: An einem 1. Jänner kurz nach ihrer Zwillingsschwester im heutigen Sumperk (Tschechien) geboren, kam sie als Flüchtlingskind, wie sie kürzlich in einem Interview erzählte, nach Österreich und wuchs in Sierning nahe Steyr auf. Später machte sie eine Ausbildung für Physiotherapie, wollte dann Designerin werden und eröffnete gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Modeboutiquen (die ihre Schwester nach wie vor betreibt). Erst später, in ihrer zweiten Ehe mit dem US-Schauspieler und Stuntman James Rogers und nach vielen Auslandsaufenthalten, vertieft sie in Rom ihr Hobby der Astrologie.

Sie beginnt, Bekannte zu beraten, und „nach zehn Lehr- und Wanderjahren, Scheidung und Rückkehr nach Oberösterreich“ eröffnet sie ihre erste astrologische Lebensberatungspraxis. Bis heute betreibt sie neben ihrem Hauptstandort Baden eine Praxis in Linz-Urfahr. Nach ersten Rundfunkerfahrungen auf Radio Oberösterreich entsteht das „Sternstunden“-Prinzip der On-air-Beantwortung von Hörerfragen. Schon in den ersten Sendungen steht das Telefon nicht still, Gerda Rogers wird zur Kultfigur. Einmal pro Woche gibt sie Unbekannten nur anhand von deren Sternzeichen, Geburtstermin und Geburtsort, die meist in Beziehungs- oder Berufskrisen oder vor einem Ortswechsel stehen, Ratschläge, wie es weitergeht.

Sie schreibt Bücher (etwa über Ernährung entsprechend dem Sternzeichen), tritt in Talkshows auf, erstellt Horoskope für diverse Boulevardmedien oder tritt in der ORF-Show „Dancing Stars“ auf.

Dass eine Astrologin im öffentlich-rechtlichen Radio Sendezeit für ihre Lebensberatung erhält, das sorgt regelmäßig für Kritik. Schließlich ist die Sterndeuterei – so sie über Unterhaltung mit Allgemeinaussagen hinausgeht und als Grundlage für Lebensentscheidungen dient – heftig umstritten.

Diese Kritik prallt auch an Gerda Rogers nicht ab: So war sie heuer etwa für den Negativpreis Das goldene Brett nominiert. Begründung: „Ihr Lebenswerk: die Unterlaufung des ORF-Bildungsauftrags“. Der Preis der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften wurde schließlich an Ryke Geerd Hamer für „gefährliche medizinische Ansichten“ verliehen.

Ratschläge per Mehrwertnummer

Dass Rogers unter den Nominierten war, wird ihre Stammkundschaft wohl nicht davon abhalten, auf ihre charmanten Ratschläge zu hören. Vielleicht diesmal auch Richard Lugner. Dieser sei, gab sie kürzlich zu Protokoll, derzeit häufigster Kunde und rufe – nachdem sie schon von der vorherigen Frau abgeraten habe – nun mehrmals täglich an, weil er eine neue Frau suche. So eine Beratung kann übrigens teuer werden: Laut Website (rogers.at) kostet die telefonische Beratung via Mehrwertnummer 2,18Euro pro Minute. Dazu gibt es Sonderangebote: Eine Expressantwort zum Thema Liebe gibt es zum Sonderpreis von 72Euro, eine Antwort auf drei Fragen zum Thema Liebe/Partnerschaft plus umfassender Partnerschaftsanalyse kostet 96 Euro.

Billiger, also gratis, ist da das Pauschalhoroskop für das neue Jahr. Wie 2017 wird? „Die Zukunft sieht nicht sehr rosig aus. Auch 2017 wird ein schwieriges Jahr für Österreich.“

ZUR PERSON

Die Star-Astrologin, wie man Gerda Rogers stets nennt, begeht am Neujahrstag zwei Jubiläen: Die Ö3-„Sternstunden“ feiern am 1.1.2017 ihr 25-Jahr-Jubiläum. Die Astrologin berät Hörer dabei von 22 bis 24 Uhr gemeinsam mit Moderatorin Sylvia Graf. Außerdem feiert Rogers am 1.1.2017 ihren 75. Geburtstag. Sie wurde wenige Minuten nach ihrer Zwillingsschwester, Renate, im heutigen Šumperk in Tschechien geboren und wuchs in Sierning auf. Das Engagement einer Astrologin im öffentlich-rechtlichen Radio sorgt immer wieder für Kritik.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2016)

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