Busfahren für Fortgeschrittene

Im Test. Die Stärken und Schwächen der Fernbusanbieter wurden von Test.de unter die Lupe genommen. Die Sicherheit war top, über Sauberkeit lässt sich diskutieren.

Das passiert den Testern der deutschen Stiftung Warentest nicht so häufig: Noch während ihrer Testreihe in Sachen Fernbusreisen im September kamen der Verbraucherschutzorganisation gleich drei von sieben Testkandidaten abhanden. „Zuerst gab der britische Billiganbieter Megabus auf, der Fahrkarten ab 1,50 Euro verkaufte. Etwas später erfolgte der ambitionierte Postbus, der ein Jahr nach dem Start seinen Partner ADAC verlor. Beide Anbieter hat inzwischen der Marktführer Flixbus übernommen. Der aus der Fusion von Mein-Fernbus und Flixbus hervorgegangene Gigant auf der Fernbusstrecke hat seinen Marktanteil durch die Zukäufe auf rund 80Prozent gesteigert“, schreibt Test.de in seinem Bericht. Übrig geblieben sind im deutschen Fernbustest neben Flixbus, der eine massive Erweiterung seines Netzes aus Österreich angekündigt hat, der Pionier DeinBus.de, Eurolines und IC Bus. Geprüft und verglichen wurden dabei die Webseiten und der darüber stattfindende Ticketverkauf inklusive Stornierungen, die Pünktlichkeit der Busse, das Vorhandensein des bei allen Anbietern versprochenen WLANs an Bord, der Komfort, die Sicherheit und die Preise.

Die gute Nachricht für die Busreisenden ist, dass es in Sachen Sicherheit bei allen von den Konsumentenschützern getesteten Anbietern keine Mängel gegeben hat. Auf dem Großteil der Strecken, die länger als 4,5 Stunden dauerten, fanden die Tester zwei Fahrer vor, die einander abwechselten; grundsätzlich wurden alle Ruhezeiten eingehalten. Auch die Prüfplaketten an den Bussen waren bei allen Fahrten in Ordnung, ebenso machten die eingesetzten Busse – die bei allen Fernbusunternehmen von regionalen Kooperationspartnern stammen – einen technisch guten Eindruck, soweit die Tester dies vom äußeren Anschein her beurteilen konnten. Als einziger Sicherheitsmangel wurde beanstandet, dass Fahrer mitunter während der Fahrt mit dem Handy statt per Freisprecheinrichtung telefonierten.

Unterschiedlich wurden dagegen die Faktoren Buchung und Service beurteilt. So schnitt der deutsche IC Bus der Deutschen Bahn am schlechtesten ab. Das Buchen über die Webseite empfanden die Tester als etwas umständlich, auch das Service hätte noch Luft nach oben. Es erhielt bei den Eurolines – die auch aus Österreich starten – zumindest das Prädikat „akzeptabel“, was auch mit der im Vergleich zu anderen Anbietern „abfallenden“ Sauberkeit und den zum Teil mangelnden Sprachkenntnissen der Fahrer begründet wurde. Beim deutschen Pionier DeinBus.de wurden den Buchungen und Stornierungen leichte Schwächen attestiert, während die Fahrten als rundum gut empfunden wurden.

Am ausgiebigsten fällt die Beurteilung des nunmehrigen Marktführers Flixbus aus. Gelobt wurde das Buchungssystem samt mobiler Website und App, über die auch Extras wie Sperrgepäck oder Fahrräder direkt gebucht werden können. Das Stornieren war für die Tester ebenfalls problemlos möglich, allerdings gab es kein Geld zurück, sondern nur einen Gutschein. In Sachen Pünktlichkeit gab es in 70 Prozent nichts zu bemängeln, zwölf Prozent waren bis zu einer halben Stunde verspätet, nur drei Prozent eine Stunde oder mehr. Das von Flixbus stark beworbene Internet während der Fahrt funktionierte aber nur bei sieben von zehn Testfahrten, die Fahrer wurden nur jedes zweite Mal als freundlich empfunden. In Sachen Komfort und Bequemlichkeit hatten die Tester nichts zu beklagen, das Service wurde dagegen als mittelmäßig beschrieben, die Sauberkeit der Toiletten bemängelt.

Neuer Anbieter in Österreich

Nicht berücksichtigt wurde die neue Marke Hellö – Ende September 2016 wurde der Fernbus der ÖBB in Betrieb genommen. Das junge Label bedient derzeit neun (ab 1. 2. zehn) verschiedene Linien durch Europa, wobei Fahrten innerhalb eines Staates abgesehen von Deutschland noch nicht möglich sind. Klassische Routen sind hier Wien–Berlin oder Wien–Zagreb, nach Venedig kommt man mit Hellö von Wien, Prag und München aus. Haltestellen gibt es in den größeren Städten zwischen Start und Endstation, damit ergeben sich Optionen für kürzere Distanzen auf der Fernstrecke. (sma)

FERNBUS IM TEST

www.flixbus.at, www.eurolines.at,

www.westbus.at

Unter www.helloe.com/de finden sich die Ende September gestarteten Angebote der ÖBB-Tochter Hellö.

Vergleichen lassen sich die Strecken unter anderem auf den Portalen

www.checkmybus.at und www.goeuro.at/fernbusanbieter.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2017)

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