"Ari - Der Löwe": Reaktionen auf den Tod von Rath

Österreichische Politiker trauern um den früheren Chefredakteur der "Jerusalem Post",

Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP):

"Ari Rath war in seinem Leben vieles: ein Wiener Jugendlicher, der seine Heimat fluchtartig verlassen musste um dem nationalsozialistischen Terror zu entkommen, ein Journalist mit Leib und Seele, Autor und begnadeter Erzähler, langjähriger Chefredakteur und Herausgeber der 'Jerusalem Post', ein stets wachsamer Zeitzeuge und Mahner gegen Intoleranz und Ausgrenzung. Ari Rath hat immer den Kontakt zu den jungen Menschen gesucht, um sie für seinen engagierten Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Xenophobie zu gewinnen.

Als Angehöriger der jüngeren Generation ist es mir ein besonderes Anliegen, Ari Raths Andenken auch dadurch zu ehren, dass wir seinen Einsatz für Toleranz und Verständigung weiterführen. Ari Raths Autobiographie trug den Titel 'Ari heißt Löwe'. Besser hätte dieser Titel nicht gewählt werden können. Denn Ari Rath war vor allem stets auch eines: ein kritischer Geist, ein Kämpfer mit dem Herz eines Löwen. Ein Löwe hat uns heute für immer verlassen, wir trauern um einen großen Mann und Mensch."

Ex-SPÖ-Außenminister Peter Jankowitsch (Präsident der Jerusalem Foundation Österreich):

"Mit Ari Rath ist eine der bekanntesten und repräsentativsten Persönlichkeiten der Gründergeneration Israels und seines öffentlichen Lebens verloren gegangen. Als unermüdlicher Anwalt einer Friedenslösung zwischen Israel und den Palästinensern hat er als Chefredakteur und Herausgeber der Jerusalem Post ein Medium im Nahen Osten geschaffen, das die Vielfalt des Meinungsspektrums in einer demokratischen Gesellschaft wie der Israels reflektieren sollte.

Er war damit auch ein idealer Begleitgefährte für den legendären Bürgermeister Jerusalems seiner Tage, Teddy Kollek und seines Bemühens, eine moderne Stadt samt ihrer religiösen und ethnischen Vielfalt zu entwickeln und allen ihren Bürgern, Juden, Arabern oder Christen ein gutes Leben zu ermöglichen.

Im Leben Ari Raths spiegelte sich aber auch die ganze, immer wieder von grauenvollen und unerträglichen Episoden begleitete Geschichte zwischen Österreich und seinen jüdischen Mitbürgern wider, die auch ihn nicht verschont hat. Es war daher ein Zeichen besonderer Art, dass er die letzten Jahre seines Lebens wieder in Wien, seiner Geburtsstadt, die ihn dann in Dankbarkeit oft geehrt hat, verbringen wollte."

FPÖ-Nationalratsabgeordneter David Lasar: "Mit dem Ableben von Ari Rath, dem langjährigen Chefredakteur der 'Jerusalem Post' und Überlebenden der Shoah, verliert Österreich einen Brückenbauer nach Israel. Raths Wirken war durch die Erlebnisse seiner Kindheit sein ganzes Leben lang auf Aussöhnung und Verständigung gerichtet. Auch die Tatsache, dass er, Rath, im Jahr 2011 seinen Lebensmittelpunkt wieder Richtung Wien verlagerte, war ein Zeichen und Symbol dafür, dass er mit seiner Heimatstadt Frieden geschlossen hatte."

"Mit Ari Rath verlieren wir einen großen Menschen und Menschenfreund“, reagiert Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny betroffen auf den Tod des österreichisch-israelischen Publizisten. "Ari Rath war ein Mahner für Vernunft und Mäßigung, ein Brückenbauer, der sich für ein respekt-und friedvolles Miteinander eingesetzt hat. Als einer der renommiertesten Journalisten Israels, als Herausgeber und Chefredakteur der Jerusalem Post war er für deren liberale Linie verantwortlich und hat seine Stimme stets für den Nahost-Friedensprozess erhoben".

Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ), der persönlich eng mit Ari Rath verbunden war: "Ari Rath schrieb in vielen Facetten über Jahrzehnte hinweg Geschichte. Als Journalist der Jerusalem Post gehörte er zu den herausragendsten Publizisten des 20. Jahrhunderts; als politischer Mensch, der die Schrecken des 20. Jahrhunderts in der eigenen Biographie erfahren musste, setzte er sich unermüdlich für eine neue Welt ein, in der Hass keine Bedeutung mehr haben sollte".

Beate Meinl-Reisinger, Kultursprecherin und Klubvorsitzende von NEOS Wien, zeigt sich traurig über den Tod des österreichisch-israelischen Publizisten und Zeitzeugen Ari Rath. „Sein Kampf gegen Antisemitismus und Intoleranz in unserer Gesellschaft war unermüdlich, und er hat sich maßgeblich bei der Versöhnung zwischen Israel und Palästina eingesetzt. Dafür gebührt ihm tiefster Dank.“

Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ): "Ari Raths Berichte haben nicht nur den Antisemitismus vor 1945 umfasst. Er schilderte auch den über viele Jahre beschämenden Umgang Österreichs mit der NS-Zeit in der Zweiten Republik. Ari Raths Worte prägten viele, vor allem junge Menschen. Bis ins hohe Alter setzte er sich mit aller Kraft gegen Rassismus, Antisemitismus und Intoleranz in unserer Gesellschaft ein. Dafür können wir ihm nicht dankbar genug sein."

Fritz Aichinger (Kultursprecher ÖVP Wien): Ari Rath hat seiner Heimat Wien verziehen und seinen Kampf der Toleranz und der Versöhnung gewidmet. Ein großer Mahner, ein brillanter Erzähler und eine wichtige Stimme wider das Vergessen hat uns für immer verlassen. Als Kind aus unserem Land vertrieben, zählte er zu der wichtigen Aufbaugeneration Israels, wurde dort zu einem international anerkannten Journalisten und Publizisten und war durch seine Persönlichkeit eine wichtige Leitfigur für Versöhnung und Toleranz."

Jewish Welcome Service:  "Er gehörte zur Aufbaugeneration des Staates Israel und war Weggefährte von Shimon Peres, Yitzhak Rabin, Teddy Kollek wie Ben Gurion. Als langjähriger Chefredakteur und Herausgeber der 'Jerusalem Post' setzte er sich stets für den Nahostfriedensprozess ein. Er war bis ins hohe Alter unermüdlich unterwegs, um vor allen mit jungen Menschen über seine Erfahrungen von Verlust, Vertreibung und Flucht zu sprechen. Gerade zur jüngeren Generation hatte Ari Rath immer eine besondere Verbindung. Von ihr erwartete er Engagement und Zivilcourage gegenüber Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus. Stets fand er die richtigen Worte zur richtigen Zeit und erinnerte immer wieder an die lange verleugnete NS-Vergangenheit Österreichs. Wir sind sehr traurig: Mit Ari Rath verlieren wir einen großen Humanisten und einen lieben Freund. Ari – Der Löwe: Er wird uns sehr fehlen."

Oskar Deutsch (Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde): "Das Leben hielt für Ari Rath manch bittere Erfahrungen bereit. Als Kind antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt, wanderte er bereits als 13-Jähriger nach Palästina aus, wo er in einem Kibbuz lebte und arbeitete. Er hat unter den damals sehr schwierigen und entbehrungsreichen Bedingungen tatkräftig am Aufbau Israels mitgearbeitet. Als international bekannter Journalist und ehemaliger Herausgeber der Jerusalem Post hatte seine Meinung großes Gewicht in unserer Gesellschaft.

Nicht nur seine persönlichen Erlebnisse, sondern auch der spätere Umgang Österreichs mit der Geschichte haben Ari Rath zu einer skeptischen und kritischen Haltung bewogen. Seine Versöhnung mit Österreich und Rückkehr nach Wien bedeutete nicht nur für unsere Jüdische Gemeinde eine große menschliche und intellektuelle Bereicherung. Ich habe Ari Rath als einen unermüdlichen Kämpfer für Toleranz und Versöhnung gekannt, er wird uns sehr fehlen."

Kardinal Chrstoph Schönborn: "Ari Rath war ein leidenschaftlicher Friedensstifter, herausragender Journalist und größer Freund Österreichs". Rath habe trotz all seiner schrecklichen Erfahrungen im Holocaust "sehr viel Gutes für das Verhältnis zwischen Israel und Österreich getan, wofür wir nur dankbar sein können". Gleichzeitig erinnerte der Wiener Erzbischof gegenüber Kathpress an Raths "eindrucksvollen Bemühungen für ein Miteinander von Juden und Palästinensern, von Israel und Palästina". "Friedenstiften war sein großes Anliegen."

Danielle Spera (Direktorin des Jüdischen Museums Wien): "Ari Rath war unserem Haus zutiefst verbunden und hat an hier an vielen Veranstaltungen mitgewirkt. Ein Interview über seine Jugend in Wien, seine Flucht vor den Nazis nach Palästina und der politischen Verantwortung Österreichs ist Teil unserer Dauerausstellung. Die Persönlichkeit Ari Raths, sein Wissen und sein Charme beeindruckten alle, die ihn kannten."

(APA)

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