Immobilienrekorde rund um die Rennstrecke

Kitzbühel. Die Gamsstadt hat in den vergangenen beiden Jahren nochmals zugelegt.

Es ist ja nicht so, dass der Verkauf von Luxusimmobilien in Kitzbühel je wirklich schleppend vorangegangen wäre. Was sich aber in den vergangenen beiden Jahren abgespielt hat, hat selbst altgediente Makler staunen lassen. Als die Preise bereits 2015 um 20 Prozent anzogen, glaubten viele, das Ende der Fahnenstange sei erreicht, wurden aber 2016 mit einer nochmaligen Steigerung um weitere zehn Prozent eines Besseren belehrt.

Das teuerste Anwesen ging um 24 Millionen über den Ladentisch, und bei den Quadratmeterpreisen ist inzwischen das Niveau des Wiener ersten Bezirkes erreicht: Wurden vor einem guten Jahr realistisch noch 14.000 bis 16.000 Euro für den Quadratmeter exklusiv ausgestatteter Wohnfläche erzielt, ist inzwischen auch die 20.000er-Grenze erreicht. „Ich kenne einen aktuellen Fall, in dem dieser Preis wirklich erzielt worden ist“, berichtet Christian Krassnigg, Inhaber von Krassnigg Immobilien, „das ist wirklich Rekord, und da war noch nicht einmal ein Schwimmbad oder eine Sauna dabei.“ Der Grund für den neuen Höchstwert ist laut Krassnigg ausschließlich in der Lage begründet: „Fünf Minuten Fußweg in und einen Traumblick auf die Stadt.“ Auch die Grundstückspreise bewegen sich in neuen Höhen: „Sie liegen jetzt bei mindestens 2000 bis 3000 Euro pro Quadratmeter“, erklärt Manfred Hagsteiner, Inhaber des gleichnamigen Immobilienunternehmens, im Extremfall seien auch 6000 Euro möglich. „Und wenn es in der Innenstadt etwas gibt, sind 5000 Euro für den Quadratmeter Grund überhaupt kein Problem“, weiß Franz Gobec, Inhaber von Kitzimmos.

Zurück in die Stadt

Denn in der Stadt selbst ist die Nachfrage extrem hoch und das Angebot mehr als eingeschränkt, was auch mit einem neuen Trend zurück in die Stadt zu tun hat, der sich schon seit zwei, drei Jahren abzeichnet. Die Bereitschaft, auf Häuser und Wohnungen etwa in Kirchberg, Jochberg oder Aurach auszuweichen, hat hingegen merklich nachgelassen. „Die Nachfrage nach der Peripherie ist schwächer geworden“, erklärt Krassnigg, was teilweise verkehrsbedingt sei. „Da gibt es jetzt einige Einbahnlösungen und Kreisverkehre, die blockieren, und damit ist man von Kirchberg und Jochberg nicht unter einer Stunde in Kitzbühel, und dann muss man noch Parkplatz suchen. Das ist den meisten zu mühsam“, so der Makler. „Wer wirklich in der Stadt wohnen will, der möchte ankommen, in die Tiefgarage fahren können und ab dann alles zu Fuß erledigen können“, nennt auch Gobec die aktuellen Wünsche der Käufer.

Ein anderer Trend, den die Makler in der jüngeren Vergangenheit beobachtet haben, ist der zu Häusern, die bereits von den Bauträgern fixfertig ausgestattet werden und samt Mobiliar, Vorhängen und Kaffeehäferl angeboten und auch gekauft werden. „Die Nachfrage nach solchen Häusern ist sehr hoch“, berichtet Hagsteiner, „denn, wenn das entsprechende Geld da ist, ist das natürlich praktisch, und wir haben in Kitzbühel einige gute Innenarchitekten.“

Eine andere Alternative, die immer häufiger angeboten werde, sei das Einrichten von Musterräumen, deren Stil dann bei Gefallen in kürzester Zeit auf das gesamte Haus umgelegt werden kann. „Da wird dann auf Knopfdruck in zwei Tagen das ganze Haus eingerichtet“, so Hagsteiner. In Anspruch genommen werde diese Dienstleistung heute deutlich häufiger als früher, was unter anderem damit zusammenhänge, dass viele Käufer in Kitzbühel auch Liegenschaften an anderen Orten der Welt haben und sich mit der Einrichtung einer einzelnen nicht mehr selbst verwirklichen wollen. Wobei das „Alles aus einer Hand“-Konzept durchaus auch schiefgehen kann: „Meiner Erfahrung nach liegt das Risiko bei 50/50“, berichtet Krassnigg. „Entweder es trifft voll den Geschmack oder es wird komplett rausgerissen.“ Und das gilt auch für die teuersten Stücke, wie Gobec berichtet: „Da sind dann zum Teil Küchen um 90.000 Euro drin, aber die Dame des Hauses sagt ,Die ist ein Horror‘.“

Auf mehr oder weniger ungeteilte Gegenliebe stößt dagegen bei fast allen Immobilien im Luxussegment die Vermittlung von Dienstleistungen aller Art, um die sich die Makler oft gleich mitkümmern. Ob Zugehfrau, Reinigungskraft, Hausbesorger oder Gärtner – der Bedarf an dienstbaren Geistern steigt kontinuierlich. „Nach Kitzbühel kommt niemand, um dann Schnee zu schaufeln oder Rasen zu mähen“, sagt Hagsteiner lachend. (SMA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Großbritanniens Premierministerin Theresa May will eine klare Trennung von der EU
Österreich

Brexit könnte Immobilienpreise höher treiben

Nun, da der Brexit an Klarheit gewinnt, wird bei Firmen zunehmend nachgerechnet und geprüft, wo in Deutschland genug passende Büroflächen frei sind.
Wienwert
New Articles

Wienwert verkauft alle Altbauten

Die Gesellschaft muss über 25 Mio. Euro abschreiben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.