Millionen protestierten gegen den neuen Präsidenten

Demonstranten auf der Pennsylvania Avenue in Washington.
Demonstranten auf der Pennsylvania Avenue in Washington.(c) APA/AFP/GETTY IMAGES/MARIO TAMA
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Allein in Washington sollen am Samstag 500.000 Menschen zum "Marsch der Frauen" gegen Donald Trump gekommen sein. Eine Österreicherin schildert ihre Eindrücke.

Einen Tag nach seiner Vereidigung sind weltweit Millionen Menschen gegen US-Präsident Donald Trump auf die Straße gegangen. Nach Schätzungen von Medien versammelten sich allein in Washington am Samstag mindestens 500.000 Menschen zu einem "Marsch der Frauen". Der Verkehr war fast den ganzen Tag über lahmgelegt.

Im Herzen der US-Hauptstadt demonstrierte auch die Österreicherin Elisabeth Anna Resch. Sie war seit den US-Wahlen im November als „National Grad & Law School Coordinator“ Teil des Organisationsteam für den Women’s March on Washington. "Die Stimmung war extrem positiv, und wer angerempelt wurde hat sich nicht beschwert, sondern gelächelt und Komplimente zu kreativen Schildern vergeben, oder Kontaktdaten und Aufrufe zu zukünftigen Initiativen ausgetauscht", so die gebürtige Kremserin, die Internationales Recht (LLM) an der Georgetown Law School studiert und an der Weltbank tätig ist.

Elisabeth Anna Resch

Die Demonstrationen hätten sich auch nicht nur um die Frauenrechte gedreht, sondern um eine "enorme Bandbreite an Themen", von Arbeitsrecht bis zu Umweltgererchtigkeit: "Was mich noch mehr beeindruckt hat als die Zahl der Kinder, Kleinkinder und Babies, die trotz Gedränge und riesigen Menschenmassen in Washington DC mitmarschiert sind und 'This is what a feminist looks like' sangen, war die Anzahl an Menschen mit Behinderung und alten Menschen, die sechs Stunden lang mit allen Kräften inmitten der Menschentraube im kalten Wetter mit dabei waren", sagt Resch.

Die Planungen für weitere Initiativen seien bereits in Gang: "Das Women’s March Team hat die Kampagne '10 Actions / 100 Days' gestartet, deren Seite auf Grund der vielen Anfragen am Sonntag vorübergehend überlastet und nicht verfügabr war", sagt Resch. Es gehe bei diesen zehn Aktionen darum, "strategisch die Legislative wie Kongress oder Senat und Exekutive zu involvieren, um die Ziele des Women’s March umzusetzen".

2500 Teilnehmer bei "Schwesternmarsch" in Wien

Neben der Massenkundgebung gegen Trump in Washington gab es "Schwesternmärsche" in mehreren hundert Städten der USA und im Ausland - von London über Paris bis nach Mexiko-Stadt und Sydney in Australien. Auch in Wien kam es zu einer Demonstration mit rund 2500 Teilnehmern.

In Schätzungen war von 2,5 Millionen Protestlern weltweit die Rede und der größten Demonstration im Zusammenhang mit dem Amtsantritt eines neuen Präsidenten in der Geschichte der USA. Offiziell bestätigt wurden die Zahlen aber zunächst nicht.

Die Proteste richteten sich unter anderem gegen Frauenfeindlichkeit, Gewalt, Rassismus, Homophobie und religiöse Intoleranz - sie reichten also weit über frauenspezifische Fragen hinaus. So marschierten auch zahlreiche Männer und Kinder mit.

Prominente feuerten die Menge an

Die Demonstrationen waren schon seit längerem geplant gewesen, aber Trumps unversöhnliche, düster-aggressiven Antrittsrede im Stil seines Wahlkampfes mobilisierte anscheinend die Menschen zusätzlich. Vielerorts wurden die Erwartungen der Veranstalter bei weitem übertroffen. Auch in Washington hatte man nur mit 200.000 Demonstranten gerechnet. Prominente wie die Schauspielerinnen Emma Watson, Ashley Judd und Scarlett Johansson sowie die Sängerinnen Madonna und Alicia Keys feuerten hier die Menge an.

Große Demonstrationen mit schätzungsweise mehr als 100.000 Teilnehmern gab es auch in New York, Chicago, Boston, Denver und Seattle. In Los Angeles waren es nach Polizeiangaben sogar 500.000 Teilnehmer, unter ihnen waren auch Jane Fonda, Miley Cyrus und Marcia Gay Harden. Bis zum Abend blieben die Demonstrationen zumeist friedlich, es gab lediglich Berichte über kleinere Ausschreitungen.

Versuch der Versöhnung mit CIA

Trump hatte den Samstag mit einer Andacht in der National Cathedral begonnen. Am Nachmittag dankte er den Mitarbeitern der Geheimdienste bei einem Besuch im CIA-Hauptquartier in Langely (Virginia) Besuch für ihre Arbeit und versicherte: "Ich stehe 1000-prozentig hinter euch." Es war ein offensichtlicher Versuch der Versöhnung, nachdem er sich in den vergangenen Wochen wiederholt mit der Geheimdienstgemeinde angelegt hatte.

Bei seinem Besuch in Langley behauptete Trump auch, seine Auseinandersetzung mit den Geheimdiensten sei eine Erfindung der Medien. Diese hätten den Eindruck erweckt, er habe eine "laufende Fehde" mit den Geheimdiensten. Dabei sei "genau das Gegenteil der Fall". Journalisten gehörten zu "den unehrlichsten Menschen auf der Erde", sagte er weiter.

Noch am Abend seiner Vereidigung hatte der Republikaner damit begonnen, die Politik seines Vorgängers Barack Obama rückgängig zu machen. So unterschrieb er in einer seiner ersten Amtshandlungen eine Anordnung, mit der die Versicherungspflicht für alle und damit die flächendeckende Gesundheitsvorsorge in den USA abgeschafft werden könnte, ohne dass bisher ein Ersatz in Sicht ist.

(APA/dpa)

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