Die Angelobung Alexander Van der Bellens zum Bundespräsidenten war für einige nicht nur ein simpler Staatsakt, sondern eine große symbolische Handlung.
Nur wenige Tage nach der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten feierte Österreich den Anti-Trump, meinten nicht wenige in eleganter Verkennung der Bedeutung dieses Kleinstaats. Die rechtspopulistische FPÖ ist quasi besiegt.
Einer der ersten Amtshandlungen Van der Bellens bestand darin, den formal angebotenen Rücktritt der Bundesregierung nicht anzunehmen. Noch Stunden zuvor hatte der Chef ebendieser, Christian Kern, mit Neuwahlen gedroht, so seine Vorstellungen nicht erfüllt würden. Diese bestehen aus mehreren – zum Teil durchaus vernünftigen – Punkten seines sogenannten Plans A, die Koalitionspartner ÖVP mit ihm umsetzen solle. Kern sieht sich in Umfragen und Wählergunst im Aufwind. Die FPÖ verliert massiv an Terrain. ÖVP-Hoffnung Sebastian Kurz wird am falschen Fuß erwischt. Wird jetzt schnell gewählt, siegt Kern und kann unter vielen Koalitionspartnern wählen. So der Plan K.
Dieser Tage wird ein neues Modewort für eine politische Erzählung häufig strapaziert. Es lautet Narrativ.
Man könnte auch schreiben: Märchen. Ein schönes Wintermärchen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2017)