Duell um EU-Kommissar schmälert Chancen für Österreich

(c) APA (Barbara Gindl)
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Kanzler Faymann beharrt auf Ferrero-Waldner, ÖVP-Chef Pröll will weiter Molterer ins Rennen schicken. Mit diesem Tauziehen riskiert Österreich, am Ende kein wichtiges Ressort zu besetzen.

Am Dienstag stieg die Zahl der EU-Länder, die ihren Kandidaten für die neue EU-Kommission nominierten, auf 15. Auch Tschechien nannte gestern seinen Wunschkandidaten und sein Wunschressort, davor hatten dies schon 14 Länder von Spanien über Polen bis Rumänien getan. Er hingegen wolle sich nicht festlegen, unterstrich am Dienstag ÖVP-Chef Josef Pröll, der in der rot-schwarzen Regierung das Vorschlagsrecht für den nächsten österreichischen Kommissar hat. Dieser wird voraussichtlich im Jänner 2010 in Brüssel starten, sobald der neue EU-Vertrag von Lissabon gilt.

Prölls Vorliebe ist aber klar: Er will Ex-Vizekanzler Wilhelm Molterer schicken – am liebsten für das Agrarressort. Demgegenüber beharrte SPÖ-Kanzler Werner Faymann am Dienstag in Wien auf der Amtsinhaberin, Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner, die für die Nachbarschaftspolitik bleiben könnte. Auch Kommissionschef José Barroso, der dem österreichischen Kandidaten zustimmen muss, schätzt sie. Und er sagte am Dienstag, er habe einen Brief an alle Regierungschefs geschickt und sie darin gedrängt, Frauen für Kommissarposten zu nominieren: „Wenn ich nichts mache, sind kaum Frauen in der neuen Kommission.“

Es mehren sich auch Anzeichen, dass Ferrero der Kompromiss sein könnte, sollte Molterer für das Agrardossier nicht durchsetzbar sein. Die Chancen, ein solches wichtiges Ressort zu bekommen, wären größer, würde Faymann Barroso endlich „den“ Favoriten aus Österreich nennen – und wäre das Tauziehen darum in der Koalition beendet.

Was spricht für, was gegen die beiden heißesten Anwärter aus Österreich? „Die Presse“ überprüfte das in sechs Kategorien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2009)

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