Der Wandel eines ewigen Talents

ALPINE SKIING - OESV, training ladies
ALPINE SKIING - OESV, training ladies(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Matic Klansek)
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Nicole Schmidhofer wurde 2012 aus allen ÖSV-Kadern gestrichen.

St. Moritz. Der ÖSV rieb sich die Hände, Medien glaubten, den Stern des nächsten österreichischen Ski-Superstars aufgehen zu sehen. Als Nicole Schmidhofer bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2007 in Altenmarkt-Zauchensee und Flachau gleich vier Medaillen einheimste – zwei davon in Gold (Super-G, Riesenslalom) – schien eine große Karriere vorgezeichnet.

Zehn Jahre später ist die Kärntnerin in St. Moritz zwar Teil des heimischen WM-Aufgebots, ein Weltcupsieg wollte ihr bislang aber nicht gelingen. Die Geschichte der Nicole Schmidhofer ist jene des ewigen Talents, das früh hochgelobt wurde, die Erwartungen aber niemals erfüllen konnte. Die mittlerweile 27-Jährige erkennt Fehler, allein die Einsicht kommt teilweise zu spät. „Als ich mit 18 in den Weltcup gekommen bin, hatte ich arrivierte Läuferinnen wie Renate Götschl und Alexandra Meissnitzer im Team, aber ich habe viel zu wenig daraus gemacht. Ich hätte viele Erfahrungen machen müssen, sie viel mehr fragen müssen.“

Schmidhofer hatte den Qualitätssprung zwischen Europacup und Weltcup unterschätzt, sie war überfordert. „Im Europacup wusste ich am Start, dass ich gewinne. Im Weltcup habe ich mich manchmal gefragt: Bin ich hier richtig?“ Top-Resultate blieben aus, irgendwann stellt sich auch der ÖSV die Sinnfrage. Im Frühjahr 2012 wurde Schmidhofer schließlich aus dem Kader entlassen. „In diesem Moment ist eine Welt für mich zusammengebrochen.“

Die Speed-Spezialistin trainierte fortan auf eigene Kosten, vertraute auf Mentaltraining. Nach guten Trainingsleistungen bekam Schmidhofer vom ÖSV eine zweite Chance, im Frühjahr 2013 gelang in Cortina der erste von zwei Podestplätzen. Fünf Top-10-Ergebnissen zu Beginn des Winters 2015/2016 folgt ein Kreuzbandriss und ein weiterer herber Rückschlag, doch der mentale Wandel ist vollzogen. „Ich traue mir jetzt endlich zu, auch Rennen zu gewinnen.“ (cg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2017)

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