Nicole Schmidhofer: „Ein abergläubisches Gasthauskind“

Schmidhofer strahlt – mit Gold.
Schmidhofer strahlt – mit Gold. (c) REUTERS
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Der Super-G-Sieg hat für Nicole Schmidhofer alles verändert, in St. Moritz stand die Steirerin, 27, plötzlich im Mittelpunkt. Viele Fragen – und ehrliche Antworten.

St. Moritz. Das Rennen war schnell, das Fest noch schneller – die Steirerin Nicole Schmidhofer, 27, hatte nach WM-Gold im Super-G eine sehr kurze Nacht. Bis nach 23 Uhr dauerte ihr Triumph- und Medienmarsch durch St. Moritz, am Ende stand sie im TirolBerg bei der Seefeld-Nacht Rede und Antwort. Eindrücke und Emotionen waren gewaltig, eine Aufzeichnung.

Schmidhofer über das Gerücht, sie sei immer schon eine Sprücheklopferin gewesen:

Ich bin ein Gasthauskind, das ist so angeboren. Aber so sprachlos wie in St. Moritz war ich noch nie. Zwar ist Präsident Schröcksnadel zu mir gekommen und hat geglaubt, er kann blöd reden, aber von mir ist nix zurückgekommen.

Ob sie sich an die Bezeichnung Weltmeisterin gewöhnen kann:

Es klingt immer noch ein bissl komisch. Es sollte aber kein Problem sein, sich daran zu gewöhnen für die nächsten zwei Jahre.

Zu den vielen Textnachrichten am Mobiltelefon:

Ich war erstaunt, wie viele meine Handynummer haben – und wahrscheinlich das erste Mal geschrieben haben. Aber die muss ich löschen, das hat keine Wertigkeit, weil die letzten vier, fünf Jahre waren sie auch nicht da.

Wie es denn so ist, plötzlich im Mittelpunkt zu stehen:

Das ist mir vorher noch nie passiert, ich habe ja nichts gewonnen. Ich genieße das aber umso mehr. Es ist anstrengend, aber in dieser Situation in Ordnung.

Dass sie tags darauf als Weltmeisterin schon um 9.30 Uhr wieder am Start stehen musste:

Das war mir egal. Ich wollte was probieren, das mich auch im Flachen schnell macht. Deshalb wollte ich das erste Training nutzen, um schlauer zu werden.

Warum es so lange bis zum Durchbruch gedauert hat:

Schnell ging der Schritt vom Nachwuchs in den A-Kader, das ist vielleicht zu schnell gekommen. Es war alles trallala, aber von selbst geht es im Weltcup maximal bis zu den Top 20. Ich habe nicht gecheckt, was es für ein Privileg ist, mit Renate Götschl oder Alexandra Meissnitzer im Team zu fahren. Vielleicht habe ich geglaubt, dass ich die G'scheitheit mit dem Löffel gefressen habe.

Zu ihrem Aberglauben:

Ich bin ohne meine Glücksunterhose und Leiberl dagestanden. Ich habe aber zwei Talismane. Von der Mama ein Bärli, von der Cousine ein Einhorn.

Wann sie zuletzt geweint hat:

Das war in Lake Louise. Ich war viereinhalb Sekunden hinten und schämte mich. (cg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2017)

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