Sobald Kim Jong-un an die Macht kam, beschloss er, sich vom übergroßen Vater zu emanzipieren. Er wollte seine eigene Machtbasis aufbauen. Dafür musste er aber lästige, allzu einflussreiche Verwandte loswerden, die enge Vertraute des Vaters gewesen waren und nun auch unter dem neuen Regenten das große Worte führen wollten: Als mächtiger "Einflüsterer" sah sich vor allem Kim Jong-uns einflussreicher Onkel, General Jang Song-thaek. Auf Fotos von offiziellen Veranstaltungen zu Beginn von Kim Jong-uns Amtszeit ist er stets an der Seite des jungen Diktators zu sehen. Jang war der Mann Pekings in Pjöngjang, er hatte unter Kim Jong-il die Beziehungen zu China gepflegt. Plötzlich aber verschwand Jang aus offiziellen Bildern. 2013 ließ der Neffe wissen, der General sei wegen "Verrats und Korruption hingerichtet" worden. Peking zeigte sich schockiert, die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarn kühlten daraufhin ab.
Bezeichnenderweise war der im Februar 2017 in Malaysia ermordete Diktatoren-Bruder Kim Jong-nam der Lieblingsneffe von Jangs Frau gewesen, der energischen Kim Kyong-son. Die Tante hatte gehofft, dass er das politische Erbe Kim Jong-ils antreten würde. Immerhin zog die Schwester Kim Jong-ils im politischen Pjöngjang jahrzehntelang die Fäden. Was aus der Tante wurde und ob sie überhaupt noch am Leben ist, weiß niemand.
