Anklage wegen Kim-Mordes

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FILES-MALAYSIA-NKOREA-SKOREA-KIM(c) APA/AFP/Royal Malaysian Police
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Zwei Frauen droht wegen der Vergiftung des nordkoreanischen Diktatoren-Bruders die Todesstrafe.

Kuala Lumpur. Wer steckt nun wirklich hinter der Ermordung des nordkoreanischen Diktatoren-Halbbruders Kim Jong-nam? Bereits heute, Mittwoch, könnten jene zwei junge Frauen offiziell angeklagt werden, die nach dem Giftanschlag auf dem Airport von Kuala Lumpur festgenommen worden waren: Auf einem Video ist zu sehen, wie die beiden dem Nordkoreaner ein Tuch ins Gesicht drücken – das vermutlich mit dem tödlichen Nervengift VX versehen worden war. Kim starb kurz danach.

Den zwei Frauen mit vietnamesischem und indonesischem Pass droht in Malaysia die Todesstrafe. Sie haben angegeben, unwissentlich in das Mordkomplott verwickelt worden zu sein. Sie hätten gedacht, bei einem Streich für eine Fernsehshow mitzuspielen – man habe ihnen dafür 90 Dollar bekommen. Über die Frauen weiß man wenig: Beide stammen aus ärmlichen Familien in Indonesien und Vietnam. In Malaysia arbeitete die eine als Masseuse, die andere als Entertainerin.

Südkorea verdächtigt das stalinistische Nachbarland, hinter dem Attentat auf den bei der nordkoreanischen Führung in Ungnade gefallenen Kim Jong-nam zu stecken. Seoul forderte deshalb gestern, Nordkoreas Rechte bei der UNO auf Eis zu legen. Eine Spur nach Pjöngjang verfolgen offenbar auch die malaysischen Ermittler: Derzeit werden mehrere nordkoreanische Diplomaten gesucht, die seit der Tat untergetaucht sind. Ein Nordkoreaner wurde wegen Beteiligung am Mord inhaftiert.

Nordkorea hat bisher weder die Identität des Getöteten noch die Ergebnisse der Autopsie und die Polizeiermittlungen anerkannt. Gestern traf ein hochrangige nordkoreanische Diplomatendelegation in Kuala Lumpur ein: Man sei vor Ort, um die „Herausgabe der Leiche des nordkoreanischen Bürgers“ zu diskutieren – und sich für die Freilassung des inhaftierten Nordkoreaners einzusetzen, hieß es. Malaysia weigerte sich bisher, die sterblichen Überreste von Kim herauszugeben. Gesundheitsminister Subramaniam sagte dazu, zunächst müsse der Tote von Angehörigen identifiziert werden.

Firmen mit Geheimdienst-Hintergrund

Die eigentlich relativ entspannten Beziehungen zwischen Nordkorea und Malaysia verschlechterten sich seit dem Angriff auf Kim rapide. Malaysia kündigte am Dienstag an, zwei malaysische Firmen mit engen Verbindungen zu dem nordkoreanischen Unternehmen Glocom zu schließen, das der UNO zufolge vom Geheimdienst betrieben wird und Militärausrüstung verkauft. International Global System und International Golden Services würden von der Liste registrierter Firmen gestrichen. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2017)

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