Stefan Kraft - der historische Flug zur grünen Linie

NORDIC SKIING - FIS WC Lahti 2017
NORDIC SKIING - FIS WC Lahti 2017(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Florian Ertl)
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Nordische WM. Der Salzburger Stefan Kraft, 23, landete in Lahti das Gold-Double, als fünfter Skispringer und als erster Österreicher überhaupt. „Wahnsinn, unglaublich!"

Lahti. Es gibt Errungenschaften, an denen gibt es im Sport schlichtweg kein Umhinkommen. WM-Gold dekoriert den besten Athleten, wer es aber beim gleichen Event zweimal schafft, der hat es unbestritten auch verdient – und gilt als Bester seiner Zunft. Der Salzburger Stefan Kraft, 23, hat das bei der Nordischen WM in Lahti geschafft, er gewann als erst fünfter Skispringer in der seit 1962 mit zwei Bewerben bei einer WM anhebenden Schanzen-WM beide Bewerbe, also von der großen als auch von der kleinen Schanze. Kraft ist zudem der erste Österreicher, der im Einzel zweimal WM-Gold gewinnen konnte. Das ist unvorstellbar.

Kraft ist der fünfte Doppelweltmeister nach Größen wie Björn Wirkola (Nor, 1966), Gari Napalkow (UdSSR, 1970), Hans-Georg Aschenbach (DDR, 1974) und Adam Malysz (Pol, 2003). Der Tourneesieger von 2015 ist damit endgültig in der Schanzenelite gelandet, das gilt es nun fortan auch seitens des Verbandes zu vermarkten, mit dem Streben nach Gold bei den Winterspiele 2018 in Pyeongchang oder der Titelverteidigung bei der Heim-WM 2019 in Seefeld. Ticketseller ist Kraft ab sofort zweifellos, auch ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel war begeistert. „Das haben wir noch nie gehabt, super. Er ist wirklich ein würdiger Doppelweltmeister! Wer da nicht mitfiebert, der ist unbestritten im falschen Job!“

Kraftvoll, besser

Warum aber war Kraft in Lahti so überlegen, führten ihn zwei unglaubliche Sprünge auf jeweils 127,5 Meter zu Gold vor dem Deutschen Andreas Wellinger und dem Polen Piotr Zyla? Übrigens alle begleitet durch Trainer aus Österreicher, Heinz Kuttin, Werner Schuster und Stefan Horngacher. Krafts Körper scheint optimal auf das aktuell Reglement abgestimmt, schlanke 56 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,70 Meter verdeutlichen zudem den Begriff von Leichtigkeit. Dass er aus dem Stand aber auf 1,30 Meter hoch springen kann, das ist höher als manch Bartresen, darf nicht übersehne werden.

Die Serie von nun neun Bewerben in Serie, bei denen er stets auf dem Podest landen konnte, gilt in dieser von filigran-sensibel auftretenden Sportlern dominierten Disziplin als Qualitätsmerkmal. Absprung, Kraft im Sinne von Power, Gefühl und Material, der Salzburger verkörpert es perfekt. Sein Kopf ist frei von Problemen des Alltags – 124.000 Euro im Weltcup, 59.000 € bei der WM – finanzielle Sorgen sind ihm derzeit fremd.

Mit Heinz Kuttin steht zudem auch der richtige Betreuer auf dem Schanzenturm, der stets gut gelaunte Villacher strahlt offenbar eine Ruhe aus, die beflügelt. Das gab es früher nicht. Er vermittelt auch keinerlei Druck oder Zwang. Es gibt keine Bevorzugungen, in seiner Sicht ist selbst der Doppelweltmeister wohl nur ein Mosaikstein des Erfolgspuzzles. Allerdings: Kein anderer strahlt so eine Zuversicht und ein derart gewinnorientiertes Verlangen aus wie Kraft. Das zeigt sich auch deutlich an den Resultaten der anderen ÖSV-Adler: Hayböck wurde 11., Fettner 18. und Schiffner 22. Ihre Sprünge sind ungeheuer erschreckend und lassen, in dieser Form, für den Teambewerb am Samstag Schlimmes befürchten.

Huch, die grüne Linie!

Aber auch in diesem Punkt unterscheidet sich der Springer mit dem rosa Helm von all seinen Vorgängern im Adlerteam, die die Führungsrolle für sich beansprucht hatten. Stefan Kraft wirkt gelassen, unbekümmert, ihm sind alle Bedenken egal. Jedes weitere Edelmetall würde ihn nur noch weiter schmücken, mehr aber auch wieder nicht. Er sagt: „Wahnsinn, dass ich das verdient habe, ich muss saubrav gewesen sein in letzter Zeit. Ob dieser Sieg für die Geschichte war, ist mir in diesem Augenblick egal, das interessiert mich vielleicht irgendwann, wenn ich einmal aufgehört habe. Ich habe diesen zweiten Flug genossen. Dann habe ich gemerkt, ich falle genau auf die grüne Linie . . .“

Für Skispringer ist diese Erkenntnis das höchste Gut, das Maximum. Für Stefan Kraft war es zudem historisch. (fin)

WM-Ergebnisse

Skispringen, Großschanze
1. Stefan Kraft (AUT) 279,3 (127,5/127,5)
2. Andreas Wellinger (GER) 278 (127,5/129)
3. Piotr Zyla (POL) 276,7 (127,5/131)
Weiters: 11. Hayböck 260,3 18. Fettner 242,7 22. Schiffner 227,2

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