Regierungskräfte und Rebellen gehen im Norden Syriens gegen den Islamischen Staat vor. Zivilisten fliehen nach Manbij.
Damaskus/Aleppo. Zehntausende Zivilisten sind nach Angaben der Vereinten Nationen durch die jüngsten Offensiven gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in der nordsyrischen Provinz Aleppo in die Flucht getrieben worden. Etwa 66.000 Menschen seien in den vergangenen Wochen aus den Städten Al-Bab, Tadef und weiter östlich gelegenen Ortschaften geflohen, teilte das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) gestern mit. Syrische Regierungstruppen eroberten mehrere Dörfer in der Region.
Allein aus den Städten Al-Bab und Tadef seien laut OCHA fast 40.000 Bewohner geflohen. Türkische Soldaten und verbündete syrische Rebellen hatten die IS-Miliz Ende Februar nach wochenlangen Kämpfen aus Al-Bab vertrieben. Auch die syrische Armee kämpft mit Unterstützung der russischen Luftwaffe in Nordsyrien gegen den IS. Deren gemeinsame Großoffensive trieb seit Ende Februar nach UN-Angaben 26.000 Menschen östlich von Al-Bab in die Flucht.
Viele von ihnen flohen in die Region rund um Manbij. Die frühere Jihadistenhochburg unweit der türkischen Grenze wird seit letztem Jahr von der kurdisch-arabischen Rebellenallianz Demokratische Kräfte Syriens (SDF) kontrolliert, die von den USA unterstützt wird und den IS bekämpft. Ein AFP-Reporter in Manbij sah Dutzende Familien, die mit Motorrädern, kleinen Bussen und Autos unterwegs waren und in der Stadt Zuflucht suchten. Sie wurden an einem Kontrollposten der SDF angehalten und überprüft.
Luftangriff auf Dorf: tote Zivilisten
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte eroberten die syrischen Regierungstruppen bei ihrer Offensive Dutzende Dörfer aus der Hand der IS-Miliz. Ziel der Armee ist, wieder die Kontrolle über das von den Jihadisten sabotierte Pumpwerk in Chafsa zu erlangen.
Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle berichtete indes von einem tödlichen Luftangriff auf ein Dorf im Zentrum Syriens, dem mindestens elf Zivilisten zum Opfer gefallen seien. Offenbar sind die Angriffe von der russischen Luftwaffe geflogen worden. (apa/afp)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2017)