Seinen Wirtschaftsnobelpreis konnte sich Friedrich Hayek 1974 nicht allein abholen. Auch sein ideologischer Gegenpol, der Schwede Gunnar Myrdal, wurde geehrt. Wo Hayek die Freiheit des Einzelnen verteidigte, rief Myrdal, der Architekt des schwedischen Wohlfahrtsstaates, nach der starken Hand der Politik.
So richtig wohl war der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften 1974 offenbar nicht. Mit Friedrich Hayek hatte sie erstmals einen explizit liberalen und durchaus kontroversiellen Ökonomen zum Träger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften gewählt. Sich im Ideologiestreit offen auf die Seite des Österreichers zu stellen, kam nicht infrage. Also musste der damals 75-Jährige seinen Platz an der Sonne teilen.
Und zwar mit einem Mann, dessen Ansichten nicht konträrer zu den seinen hätten sein können: Gunnar Myrdal, Architekt des schwedischen Wohlfahrtsstaates und Vorkämpfer für staatliche Interventionen in die Wirtschaft. Die wirtschaftspolitischen Überzeugungen des Schweden standen in direktem Gegensatz zu Hayeks Credo, wonach Märkte dann am besten funktionieren, wenn sie frei von staatlichem Einfluss sind. Größer kann die gedankliche Kluft zwischen zwei Ökonomen kaum sein. Also ging das Nobelpreiskomitee auf Nummer sicher – und ehrte eben beide Denker gleichermaßen für deren „Pionierarbeit“ und die Fähigkeit, „neue, auch kontroversielle Ideen voranzutreiben“ – ohne selbst Stellung zu beziehen.