Erinnerung an die Kinder von Izieu

Rose vor dem ehemaligen KZ Auschwitz: Hier wurden die in Izieu aufgespürten Kinder vergast
Rose vor dem ehemaligen KZ Auschwitz: Hier wurden die in Izieu aufgespürten Kinder vergast (c) APA/EPA
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Buchpräsentation und Gedenkstein in Wien für NS-Opfer Georgy Halpern.

Wien. Am heutigen Montag wird in dem jüdischen Gemeindezentrum in Wien ein Buch über Georgy Halpern präsentiert. Vor dieser Buchpräsentation wird ein Gedenkstein für Halpern und jene Wiener Kinder enthüllt, die 1944 von den Nazi-Schergen in einem Kinderheim im französischen Izieu aufgespürt und in Auschwitz vergast wurden. Wobei der Gedenkstein auch allen anderen Kindern gewidmet ist, die durch den Terror des NS-Regimes ums Leben gekommen sind, wie bereits vor der Veranstaltung betont wurde.

Bei der Enthüllung des Gedenksteins sprechen unter anderem der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ), der Wiener ÖVP-Chef und nicht amtsführende Stadtrat, Gernot Blümel, Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg sowie Beate Klarsfeld. Die Deutsche war maßgeblich an der Ergreifung des Lyoner Gestapo-Chefs und verurteilten Kriegsverbrechers Klaus Barbie (der „Schlächter von Lyon“) in den 1980er-Jahren beteiligt. Und am Aufspüren zahlreicher anderer Nazi-Größen. Bekannt wurde Beate Klarsfeld auch durch die Ohrfeige, die sie dem deutschen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger 1968 bei einem CDU-Parteitag gegeben hatte. Der Politiker war ehemaliges NSDAP-Mitglied.

Bei der Veranstaltung werden auch der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, sowie die Generalsekretärin des Nationalfonds, Hannah Lessing, das Wort ergreifen. Aus dem Erinnerungsband wird Andrea Pauli vom 1. Wiener Lesetheater lesen.

Der französische Ehemann von Beate Klarfeld, Serge, ist bei der Veranstaltung ebenfalls anwesend. Er präsentiert das von ihm verfasste, nun in die deutsche Sprache übertragene Erinnerungsbuch an Georgy Halpern. Dessen Eltern – der Vater wurde einer Arbeitskolonie zugewiesen – haben die NS-Zeit überlebt und Briefe, Zeichnungen und Fotos ihres Sohnes gesammelt. Auf diesen basiert die Publikation, wobei aber auch Informationen über die anderen Izieu-Kinder darin zu finden sind.

Der Gedächtnisort am Schwedenplatz befindet sich in der Nähe jenes Hauses, in dem Georgy Halpern mit seinen Eltern, vor der Flucht ins vermeintlich sichere Frankreich, gewohnt hatte. Insgesamt wurden 44 jüdische Kinder im Alter zwischen acht und zehn Jahren, die in dem Haus in der an der Rhone gelegenen Gemeinde lebten, deportiert. Sieben der Opfer stammten aus Wien, neben Georgy Halpern waren dies Hans Amendt, Liane und Renate Krochmal, Martha und Senta Spiegel sowie Sigmund Springer. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2017)

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