"Wir werden in den Krieg ziehen", reagiert Pjöngjang verärgert auf Medienberichte über einen möglichen US-Angriff, sollte Pjöngjang einen neuen Atomtest durchführen. Die US-Regierung dementiert die Gerüchte.
Ist es ein Gerücht oder ein ernsthafter Plan der Regierung in Washington? Unter Berufung auf mehrere Mitarbeiter von US-Geheimdiensten berichtete der US-Fernsehsender NBC am Freitag, dass die USA darauf vorbereitet seien, einen Präventivschlag gegen Nordkorea auszuführen, sollten sie davon überzeugt sein, dass Pjöngjang einen weiteren Atomtest vornehmen wolle.
Als Demonstration der Stärke wird am Wochenende auch ein Flottenverband mit einem US-Flugzeugträger in den Gewässern nahe der Koreanischen Halbinsel erwartet. Zwei US-Zerstörer, bewaffnet mit Marschflugkörpern des Typs "Tomahawk", und ein Flugzeugträger halten sich nach diesen Geheimdienstangaben in der Nähe der koreanischen Halbinsel auf. Einer davon sei etwa 480 Kilometer vom Atomtestgelände entfernt.
Ein Vertreter der US-Regierung wies den Medienbericht am Donnerstag sofort zurück. Der Bericht von NBC sei schlicht falsch. Ein anderer Regierungsvertreter sagte, der Beitrag sei "bestenfalls spekulativ". Das Verteidigungsministerium lehnte eine Stellungnahme ab. Man diskutiere mögliche Szenarien grundsätzlich nicht in der Öffentlichkeit.
Auf Fragen, ob der Einsatz der Riesen-Bombe "Moab" in Afghanistan auch ein Zeichen an Nordkorea gewesen sei, sagte Trump laut "Defense News": "Nordkorea ist ein Problem - das Problem wird angegangen."
Am Freitag aber kamen aus Washington wieder aggressivere Töne: Es stelle sich nicht die Frage, "ob" Nordkorea erneut eine Rakete testen werde, sondern "wann", sagte ein außenpolitischer Berater des Weißen Hauses am Freitag. Die USA prüften deshalb eine mögliche militärische Reaktion.
Pjöngjang kritisiert Trumps "aggressive" Tweets
Die Situation ist heikel: Zuletzt hatte es Hinweise gegeben, dass Nordkorea nach mehreren Raketentests einen neuen Atomwaffentest unternehmen könnte - möglicherweise anlässlich des 105. Geburtstags des Staatsgründers Kim Il-sung an diesem Samstag, der als "Tag der Sonne" gefeiert wird. Das US-Korea-Institut der Johns-Hopkins-Universität berichtete, Satellitenbilder des Testgeländes im Nordosten zeigten anhaltende sowie neue Aktivitäten.
Der nordkoreanische Vizeaußenminister Han Song-ryol warnte, dass Nordkorea im Fall eines Präventivschlags die Arme nicht verschränken werde. "Wir werden in den Krieg ziehen", sollten die USA das provozieren, sagte Han. Das Land werde den nächsten Test von Atomwaffen durchführen, wenn das oberste Hauptquartier es passend finde. Die eskalierende Krise auf der koreanischen Halbinsel gleiche einem "Teufelskreis". Zudem sorgten die "aggressiven" Tweets von US-Präsident Donald Trump für Unmut.
Die Spannungen zwischen Pjöngjang und Washington hatten sich seit einem US-Raketenangriff auf eine Militärbasis in Syrien vergangene Woche verschärft. Auch die Warnung des US-Präsidenten, die USA würden das Atomprogramm notfalls ohne China im Alleingang stoppen heizte die Situation an. Erst am Donnerstag legte Trump in einer Twitter-Kurznachricht nach: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass China angemessen mit Nordkorea umgehen wird. Wenn sie dazu nicht in der Lage sind, werden die Vereinigten Staaten es mit ihren Verbündeten sein."
China fordert "Ende der Provokationen"
China warnte eindringlich vor einer Eskalation und rief alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf. "Wir fordern ein Ende der Provokationen und Drohungen, bevor die Lage nicht mehr zu retten ist", sagte Chinas Außenminister Wang Yi am Freitag in Peking. Egal welche Seite einen Konflikt provoziere, müsse diese die "historische Verantwortung dafür übernehmen und den entsprechenden Preis zahlen". Chinas sei der Auffassung, dass "Dialog die einzige Lösung" sei.
Auch Russland hat zur Zurückhaltung aufgerufen. "Moskau beobachtet die Eskalation der Spannungen auf der Koreanischen Halbinsel mit großer Sorge", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag vor Journalisten. Russland rufe alle Länder zur Zurückhaltung auf und warne vor "provokativen Schritten".
Im Rahmen der UNO-Sanktionen nach dem letzten Atomtest Nordkoreas hat China seit 19. Februar keine Kohlelieferungen mehr aus dem Nachbarland angenommen, wie der Zoll in Peking berichtete. Damit unterbindet China eine wichtige Einnahmequelle des abgeschotteten kommunistischen Staates. Durch den Stopp hätten sich die Kohleimporte aus Nordkorea im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum halbiert. Vorher seien noch 2,7 Millionen Tonnen eingeführt worden.
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(APA/AFP/dpa/Reuters/red.)