Eva Glawischnig tritt als Chefin der Grünen zurück. Morgen tritt der grüne Bundesvorstand zusammen. Als mögliche Nachfolgerin wird Tirols Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe genannt.
Nach dem Obmannwechsel in der ÖVP gibt es auch bei den Grünen einen personellen Paukenschlag: Eva Glawischnig hat am Donnerstag unter Tränen erklärt, alle politischen Funktionen zurückzulegen. Es sei eine "zutiefst persönliche Entscheidung" aus gesundheitlichen Gründen. Beim morgigen grünen Bundesvorstand werde entschieden, wer ihr nachfolgt. Als wahrscheinlichste Kandidatin gilt Tirols Vizelandeschefin Ingrid Felipe, derzeit ebenfalls genannt werden ihre Salzburger Kollegin Astrid Rössler und EU-Abgeordnete Ulrike Lunacek.
In ihrer Abschiedsrede appellierte sie an alle Parteien, sich darauf zu besinnen, "was wirklich relevant ist" und sich nicht darauf zu konzentrieren, wie man Wählerängste mobilisiere. Als "überzeugte Parlamentarierin" warnte sie auch vor dem "Wunsch und Konzept des sogenannten starken Mannes".

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Auch erinnerte die 48-Jährige an ihre politischen Erfolge: Als sie 2008 die Partei übernommen habe, habe man ihr prophezeit, sie werde ein Drittel der Wähler verlieren. Stattdessen habe man als Team "die erfolgreichste Phase in Österreich" geschafft, mit Zugewinnen in Nationalrats- und Landtagswahlen, fünf Prozent plus bei den Europawahlen und vielen Beteiligungen in Landesregierungen. Als Höhepunkt nannte sie das Projekt, Alexander Van der Bellen als ersten grünen Präsidenten Europas in die Hofburg zu bringen. "Das habe ich und wir maßgeblich unterstützt."
Zum Rücktritt bewegt hätten sie auch "körperliche Warnsignale, die ich ernst nehmen muss". Als Mutter, die von ihren Kindern noch gebraucht werde, habe sie ihre Gesundheit nicht weiter aufs Spiel setzen wollen, erinnerte sie an ihren kürzlich erlittenen allergischen Schock. Sie bedankte sich bei ihren Mitarbeitern, Weggefährten und ihrer Familie.
Felipe: "Eine Reihe geeigneter NachfolgerInnen"
Die derzeit als Favoritin für Glawischnigs Nachfolge gehandhabte stellvertretende Bundessprecherin Ingrid Felipe wollte sich zu den Gerüchten vorerst nicht äußern. Auf Facebook schrieb sie lediglich, es gebe "eine Reihe geeigneter NachfolgerInnen". Man werde bei der Sitzung am Freitag "gemeinsam entscheiden, wer am geeignetsten ist, im Herbst ein starkes Gegenstück zu den nach rechts driftenden Parteien zu sein", so die 38-Jährige.
Die grüne EU-Abgeordnete Ulrike Lunacek sagte am Donnerstag auf die Frage, ob sie Glawischnigs Funktionen übernehmen könnte: "Ich fühle mich geehrt, als Kandidatin genannt zu werden - ich schließe nichts aus oder ein." Lothar Lockl, langjähriger Grüner und zuletzt Kampagnenleiter im Wahlkampf von Alexander Van der Bellen, lehnt einen Wechsel an die Parteispitze hingegen kategorisch ab. "Ich stehe bis auf weiteres nicht zur Verfügung", bekräftigte er am Donnerstag. Er wolle sein Unternehmen nicht aufgeben und lasse seiner Frau, der ORF-Moderatorin Claudia Reiterer, beruflich den Vortritt.
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(hell/kron)