Manchester: London verärgert über US-Erkenntnisweitergabe

Innenministerin Rudd.
Innenministerin Rudd.APA/AFP/JUSTIN TALLIS
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Die britische Innenministerin nannte es als "irritierend", dass Infos über das Attentat in US-Medien auftauchten, ehe sie in Großbritannien freigegeben wurden.

Die britische Innenministerin Amber Rudd hat sich wegen der Weitergabe interner Erkenntnisse zum Manchester-Attentat bei den zuständigen Stellen in den USA beschwert. Die Ministerin bezeichnete es am Mittwoch in der BBC als "irritierend", dass Informationen über den Selbstmordattentäter Salman Abedi in US-Medien auftauchten, ehe sie in Großbritannien zur Veröffentlichung freigegeben wurden.

"Ich habe unseren Freunden gegenüber sehr klar gemacht, dass so etwas nicht mehr passieren darf", sagte Rudd. Der Name des Attentäters war am Dienstag zuerst in US-Medien aufgetaucht. Diese stützten ihre Angaben auf eine vertrauliche Unterrichtung, die britische Stellen ihren US-Kollegen in London gegeben hätten. "Die britische Polizei hat sehr deutlich gemacht, dass sie selbst den Informationsfluss kontrollieren will, um die Ermittlungen zu schützen", sagte die Ministerin dazu.

Austausch streng geheimer Infos üblich

Auf die Frage, ob US-Vertreter durch die offenkundige Weitergabe der Informationen die britischen Ermittlungen kompromittiert hätten, entgegnete Rudd: "So weit würde ich nicht gehen." Nach ihrem Gespräch mit den US-Stellen könne sie nun aber sagen, "dass ihnen die Situation absolut klar ist und dass so etwas nicht mehr passieren sollte".

Der Umgang der neuen US-Regierung mit Geheimdienstinformationen befreundete Staaten hatte bereits kürzlich für Aufsehen gesorgt. Medienberichten zufolge soll Präsident Donald Trump vertrauliche Geheimdienstinformationen über die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) an den russischen Außenminister Sergej Lawrow weitergegeben haben. Diese streng vertraulichen Informationen stammten offenbar aus Israel.

Der Austausch streng geheimer Erkenntnisse ist zwischen befreundeten westlichen Staaten wie Großbritannien und den USA üblich. Die Gepflogenheiten der Zusammenarbeit sehen allerdings vor, über diese Erkenntnisse absolutes Stillschweigen zu bewahren und diese nicht weiterzugeben ohne dass der Partnerdienst seine Zustimmung erteilt hat.

(APA/AFP)

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